Das 2014 gegründete Fintech Scalable mit Sitz in München und London will seine Präsenz in Österreich deutlich ausbauen. "Wir starten ein intensives Marketing und implementieren mehrere spezifische Services für den Markt. Das Steuerreporting ist dabei aus unserer Sicht sicher das wichtigste Kriterium", sagte eine Sprecherin zu FONDS professionell ONLINE.

Steuerreporting gilt bereits für 2017
Seit Juli 2016 ist der digitale Vermögensverwalter, der rein in ETFs investiert, in Österreich aktiv. Das Problem für Austro-Anleger: Das Kundendepot wird bei der Baader Bank in Deutschland geführt, die Partnerbank von Scalable ist. Die Kapitalerträge von Kunden mit Wohnsitz in Österreich unterliegen daher weder der deutschen Abgeltungsteuer noch dem österreichischen KESt-Abzug. Kapitaleinkünfte müssen mühsam im Rahmen der österreichischen Einkommensteuererklärung angeführt werden. Ab sofort wird nun die Baader Bank ein österreichisches Steuerreporting bereitstellen, heißt es bei Scalable. Das neue Service stehe Anlegern bereits für das Jahr 2017 zur Verfügung.

"Für Österreicher ist die Besteuerung von ausländischen Kapitaleinkünften besonders zeitaufwändig und komplex. Gemeinsam mit unserer Partnerbank haben wir nun eine Lösung entwickelt, bei der ein österreichisches Steuerreporting für unsere Kunden erstellt wird. Damit schaffen wir einen echten Mehrwert", so Florian Prucker, gebürtiger Innsbrucker und Mitgründer von Scalable Capital, in einer Aussendung.

Außerdem bekommen österreichische Kunden einen angepassten Anmeldeprozess und ein Kundenservice mit lokaler Rufnummer. Zusätzlich sollen regelmäßige Infoabende auf dem Markt abgehalten werden.

"Viel Geld für Wachstum in Österreich"
Scalable Capital investiert als digitaler Vermögensverwalter in sämtliche Assetklassen von Aktien über Gold bis Geldmarkt, und zwar ausschließlich über ETFs. Man sieht sich selbst als einer der größten digitalen Vermögensverwalter in Österreich – wenngleich Zahlen für einzelne Märkte und Wachstumsprognosen nicht veröffentlicht werden. "Wir können aber sagen, dass die Einführung des Steuerreportings für Österreich weder technisch noch finanziell trivial war. Wir nehmen viel Geld in die Hand, um auf dem Markt zu wachsen", sagte die Sprecherin.

Kräftige Wachstumsfantasie auf internationaler Ebene hat Scalable aber vor allem über seine Kooperationspartner. Zum Beispiel arbeitet man mit der Direktbank ING Diba zusammen – vorerst jedoch nur in Deutschland. Das könnte sich bald ändern. Es wird darüber nachgedacht, die Zusammenarbeit auch in anderen Märkten auszurollen, wie FONDS professionell ONLINE erfährt. Man wolle die Entwicklung in Deutschland beobachten und dann entscheiden.

Die ING-Diba-Deutschland-Kooperation besteht seit September. Hier ist das Scalable-Depot voll integriert, wie die Sprecherin erklärte. Kunden haben dabei zwei Vertragspartner; Scalable Capital erstellt das Portfolio und steuert Käufe oder Verkäufe vollautomatisch. Die ING DiBa führt das Depot und das Verrechnungskonto.

350 Millionen Euro und 10.000 Kunden
In seinen drei Märkten Deutschland, Österreich und Großbritannien verwaltet Scalable ein Vermögen von über 350 Millionen Euro und zählt über 10.000 Kunden. Die Finanzindustrie ist trotz der eher kleinen Kundenbasis mehrfach auf das Fintech aufmerksam geworden: Im Januar 2017 vereinbarte Scalable Capital eine Kooperation mit Siemens Private Finance. Im Juni 2017 erwarb Blackrock im Zuge einer 30-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde einen signifikanten Minderheitsanteil an Scalable Capital. (eml)