Robo-Echtgeldtest 2017: Grund zum Jubeln hat nur einer
Noch vor wenigen Wochen schien ein Sieg auf ganzer Linie für die maschinengesteuerten Portfolios zum Greifen nahe. Doch auf den letzten Metern gerieten die meisten Robo-Vermögen beim Echtgeld-Test von "Brokervergleich" arg ins Straucheln.
Man soll den Tag eben nicht vor dem Abend loben. Noch Ende Oktober 2017 hatten sich die Teilnehmer des Echtgeld-Tests auf Brokervergleich.de relativ wacker geschlagen – wobei "relativ" benchmarkbezogen bedeutet. So zieht das Internetportal bei seiner Robo- Leistungsschau einen Maßstab zum Vergleich hinzu, der einem hälftig aus globalen Aktien und Anleihen zusammengesetzten Mischfonds entspricht. Und gemessen an dem hatten fünf der acht teilnehmenden Wettbewerber damals ein überragendes Anlageresultat erzielt.
Per Ende 2017 ist das Gesamtbild weniger präsentabel. Zwar haben alle Robo-Portfolios das abgelaufene Anlagejahr im Plus beendet: Die Performancewerte der einzelnen Anbieter liegen zwischen mageren 1,5 und soliden 5,5 Prozent. Partystimmung dürfte aber nur beim Bestplazierten, der Sutor Bank, aufkommen. Grund: Anders als die Herausforderer hat das Sutor-Bank-Roboportfolio, das überwiegend auf Fondsklassiker der in Texas beheimateten Dimensional Funds Advisor setzt, die Benchmark von Brokervergleich nach Abzug von Kosten und Steuern übertroffen.
Whitebox als Zweitplatzierter reißt die Hürde nur um Haaresbreite. Branchenführer Scalable, der besonders häufig ETFs von iShares (52,2 Prozent des Depotvermögens) und damit der Indexfondstochter des eigenen Gesellschafters Blackrock einsetzt, muss sich – gemeinsam mit dem Rivalen Easyfolio – abgeschlagen den fünften Platz im Gesamtklassement teilen.
Der Grund für das schlussendlich leicht enttäuschende Resultat ist im November 2017 zu finden: Wie die Monatsauswertung von Brokervergleich belegt, rutschten die getesteten Robo-Portfolios im vorletzten Handelsmonat des Vorjahres ausnahmslos ins Minus – zum Teil, wie bei Vaamo geschehen, recht kräftig (minus 1,7 Prozent Monatsperformance). Die Benchmark indes blieb mit einem Plus von 0,3 Prozent stabil.
Die Momentaufnahme ist für die Vaamo-Verantwortlichen umso ärgerlicher, da ihr Robo-Depot zu den Brokervergleich-Testkandidaten der ersten Stunde zählt und im Langfristvergleich seit Mai 2015 mit einem Plus von sieben Prozent per annum das beste Resultat erzielte (Benchmark: plus 6,5 Prozent). (ps)
Über den Roboberater-Test von Brokervergleich:
Robo-Advisor sind digitale Geldanlagelösungen, die mit größtenteils automatisierten Prozessen sowie Algorithmen die Auswahl des für den Anleger am besten geeigneten Portfolios übernehmen und meist auch dessen laufende Entwicklung überwachen sowie erforderliche Anpassungen vornehmen. Um herauszufinden, welcher Roboberater hält, was er verspricht, startete das Internetportal Brokervergleich.de am 1. Mai 2015 einen ersten Selbstversuch: Um die Performance diverser Robo-Berater zu vergleichen, investierte der Portal-Betreiber echtes Geld in sechs verschiedene "Maschinen-Portfolios", wobei aus dem Sortiment der einzelnen Wettbewerber eines für Anleger mit mittlerer Risikoneigung gewählt wurde.
Monatlich berechnet Brokervergleich.de die Renditeentwicklung, als Benchmark dient eine hälftige Kombination aus den Aktienindizes MSCI World und Barclays Aggregate Bonds. Seit Mai 2016 läuft die zweite Anlagephase, die dritte startete im Mai 2017.
