Die Stimmen der Pessimisten, die eine schwere Wirtschaftskrise auf Deutschland zurollen sehen, sind derzeit kaum zu überhören. Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, sieht dennoch Chancen für positive Entwicklungen ab September. Um eine wirkliche Wende einzuleiten, müssten allerdings viele Faktoren zusammenkommen.

Halver sieht dabei vor allem die deutsche Wirtschaftspolitik in der Verantwortung. Statt auf ihren eigenen Ideologien zu beharren, müssten die Parteien angesichts der kritischen Marktsituation gemeinsame Wirtschaftskompetenzen entwickeln. Der Kapitalmarktexperte fordert außerdem, dass "aus allen Energierohren geschossen werden“ solle, um die Grundversorgung der Bevölkerung zu sichern. Perspektivlosigkeit und daraus entstehende soziale Unruhen müsse die Politik mit allen Mitteln verhindern. 

Europa muss zusammenarbeiten
International zählt Halver auf eine enge Zusammenarbeit der europäischen Staaten. Die geplanten EU-Interventionen zur Kostendämpfung und die Entkopplung von Gas- und Strompreis könnten der Krise erfolgreich entgegenwirken. Europäische Einigkeit sei zudem Voraussetzung für ein starkes Auftreten gegenüber Russlands Präsident Wladimir Putin. Sollte der Ukraine-Krieg früher als geplant und zugunsten der Ukraine zu Ende gehen, wäre das nach Ansicht von Halver "ein positiver Game Changer für Wirtschaft und Finanzmärkte“.

Für das Jahresende prognostiziert Halver eine erfreuliche Entwicklung an den Aktienmärkten: Nach der beherzten Inflationsbekämpfung der US-Notenbank flacht die damit einhergehende Zinsangst allmählich ab. Vergleichsweise günstig bewertete Aktien und die Liquidität großer Investorengruppen seien weitere Gründe für einen möglichen September-Effekt. (fp)