Das globale Wirtschaftswachstum nimmt allmählich Fahrt auf. Noch ist allerdings nicht klar, ob die Angst vor einer langfristigen Stagnation nun obsolet ist – und ob diese Stagnation als Untergangsszenario überhaupt in der beschworenen Form existiert. "Wenn es die lange anhaltende Stagnation tatsächlich gibt, wird die derzeitige Konjunkturerholung sicher nur vorübergehend sein, also nicht mehr als eine kurze Unterbrechung, die noch vor dem Jahresende vergessen sein wird", sagt Lukas Daalder, CIO bei Robeco. Die Folge wären steigende Anleihe- und sinkende Aktienkurse.

Möglich ist aber auch, dass eine dauerhafte Stagnation nicht viel mehr als ein Gespenst ist, eine falsche Vorstellung, die auf einer unglücklichen Verkettung negativer zyklischer Faktoren basiert. "Dann dürften in den nächsten Monaten und Jahren positivere Überraschungen auf die Märkte warten", sagt Daalder. "Die Reflation wird weitergehen, sodass man Anleihen nach wie vor meiden sollte, während risikobehaftete Finanzmarktaktiva weiter eine überdurchschnittliche Performance erreichen werden."

Notenbanken initiieren Spar-Teufelskreis
Die niedrige Inflation und das schwache Lohn- und Gehaltswachstum sind für den Robeco-Experten klare Hinweise darauf, dass Anleger der Phase niedriger Renditen noch nicht entronnen sind. Die großen Notenbanken verschärfen das Problem zusätzlich, sagt Daalder: Durch ihre Anleihekaufprogramme haben sie das Angebot an sicheren Assets verknappt und die Preise bonitätsstarker Anleihen in die Höhe getrieben. "Durch die niedrigen Anleiherenditen entsteht wiederum eine Lücke in der Altersvorsorge, die dazu führen könnte, dass noch mehr gespart wird – was nicht im Sinne der Notenbanken wäre." (fp)