Nach den aufsehenerregenden Preissteigerungen bei Bitcoin im vorigen Jahr sind zahlreiche Kryptowährungsanleger weitergezogen zu Alternativwährungen. Unter ihnen schrieb in den vergangenen Tagen Ripple die größten Schlagzeilen: Der Wert von Ripple verdoppelte sich innerhalb der ersten vier Jännertage nahezu auf rund vier Dollar. Kurz hatte Ripple bei der Marktkapitalisierung sogar die zweitwichtigste Kryptowährung Ethereum überholt.

Doch auf den Anstieg folgte der Absturz: die Plattform Coinmarket hatte kurzerhand die koreanischen Ripple-Kurse aufgrund von Ausreißern von der Berechnung ausgeschlossen. Ripple notiert momentan wieder bei 2,43 US-Dollar. Ein Rücksetzer dieser Größenordnung ist in der Welt der Kryptowährungen eigentlich keine wirklich diskussionswürdige Dimension. Vor einem Jahr, im Jänner 2017, hatte eine Ripple-Einheit nur 0,0065 Dollar gekostet – ergibt bis dato eine Wertsteigerung von rund 37.000 Prozent.

Krypto-Fans sind skeptisch
Das tatsächlich interessante am Aufstieg von Ripple ist, dass selbiger von Kryptowährungs-Liebhabern seit je kritisch beäugt wird. Denn die ausgebende Stelle, Ripple Labs, ist ein gewinnorientiertes Unternehmen, das Banken Blockchain-Dienste zur Verfügung stellt. Damit verfolgt Ripple eigentlich Ziele, die der Kryptowährungscommunity zutiefst widerstreben.

Die schätzt an Digitalwährungen gerade, dass diese dezentral, selbstverwaltet und allenfalls abgekoppelt von traditionellen Zahlungsverkehrsanbietern sind. Das war schlussendlich auch der Ausgangspunkt von Satoshi Nakamoto, dem Schöpfer der wichtigsten und ersten Digitalwährung Bitcion: eine Zahlungsmöglichkeit zu schaffen, die keinen Intermediär braucht, weil das System in sich so sicher ist, dass sich alle Teilnehmer direkt vertrauen können.

Hunderte Banken weltweit nutzen Ripple
Im Zuge der rasanten Entwicklung des Bitcoin-Wertes im Vorjahr ist aber Ripple gerade mit der Argumentation einer existierenden wirtschaftlichen Basis in den Fokus der Anleger gerückt. Während Bitcoin im Zahlungsverkehr kaum Anwendung findet, arbeitet Ripple nach Eigenangaben mit über hundert Banken und Zahlungsdienstleistern global zusammen: Ripple ist ein Anbieter von Zahlungsprotokollen auf Blockchain-Basis. Das Unternehmen sorgt mit seinem Know-how dafür, dass Banken für den internationalen Zahlungsverkehr die Blockchain nutzen können.

Laut einem Artikel der New York Times sind unter den kooperierenden Unternehmen auch American Express und Banco Santander. In Österreich hat zum Beispiel die Erste Group eine Zusammenarbeit mit Ripple Labs, wie es in der Sparkassenzeitung heißt.

Banken wollen nur Technologie
Viele Anleger trauen daher Ripple, das ein Geschäftsmodell vorweisen kann, eine größere Zukunft zu als Bitcoin. Die Argumentation steht aber auf schwachen Beinen. Denn der Ripple Coin selbst ist nicht unbedingt erforderlich, um damit den Zahlungsverkehr zu organisieren. Darauf weist auch die New York Times hin. Viele Banken hätten reines Interesse an der Technologie, aber nicht an der Währung Ripple selbst. Das hatten mehrere Brancheninsider der Zeitung gesagt. (eml)