Der weitgehende Stillstand der heimischen Wirtschaft aufgrund der Corona-Epidemie verursacht Schäden in Milliardenhöhe. Während Ökonomen in den vergangenen Tagen mit genauen Rezessionsprognosen noch relativ zurückhaltend waren, wird die Raiffeisen Bank International (RBI) in ihrem soeben veröffentlichten Geschäftsbericht deutlich: Der größte Bankkonzern Österreichs erwartet, dass die heimische Wirtschaft heuer um 4,5 Prozent schrumpft. Für die Eurozone nehmen die Experten ein Minus von vier Prozent an. In den eigenen Märkten der RBI soll die Wirtschaft laut den Prognosen um sechs Prozent einbrechen.

Bank Austria: "Die Richtung ist leider klar"
Die Annahmen der RBI heben sich deutlich von vergleichsweise zurückhaltenden Stimmen der Vortage ab. Ökonomen der Bank Austria hatten für Österreich erst vor zwei Tagen einen BIP-Rückgang um 0,6 Prozent prognostiziert. Heute heißt es gegenüber FONDS professionell ONLINE, dass sich aufgrund der Verschärfung der "Lock-Down"-Maßnahmen in anderen Ländern wie Deutschland die Aussichten deutlich verändert hätten. "Wir sind gerade dabei, in der Gruppe die Prognosen an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Die Richtung ist leider klar", so ein Bank Austria-Sprecher. Genaue Zahlen könne man noch nicht nennen.

Wifo-Chef Christoph Badelt hatte vor kurzem gesagt, er halte zwei negative Quartale für "unvermeidbar", nannte aber – ebenfalls zurückhaltend – keine Zahlen. Martin Kocher, Chef des Institut für Höhere Studien (IHS), skizzierte zu Wochenbeginn ebenso ein Schrumpfen der österreichischen Wirtschaft und stellte dabei Werte von "knapp unter null bis um einiges tiefer" in den Raum. Nähere Prognosen wird man erst am 26. März erfahren, wenn Wifo und IHS ihre Konjunkturausblicke bekannt geben.

Der in Österreich wichtige Bankensektor sei für die Krise gut gerüstet, betonten die Kreditinstitute angesichts der Situation in den vergangenen Tagen. Die Institute hatten in den Jahren nach der Finanzkrise – nicht ganz ohne Protest – auf regulatorischen Druck hin ihre Kapitalquoten deutlich erhöht und notleidende Kredite abgebaut. Die Kapitalquoten seien verdoppelt worden, wie es seitens der OeNB diese Woche hieß. Nun können sich die Banken auf die aufgebauten Sicherheitspolster berufen. So versichert auch RBI-Chef Johann Strobl im aktuellen Geschäftsbericht: "Wir sind fundamental auch für widrige Zeiten gut aufgestellt".

Milliardeneinbußen in einzelen Branchen
Von den massiven gesetzlich angeordneten Einschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens bleibt praktisch kein Betrieb verschont. Wie hoch das Volumen der Umsatz- und Gewinnrückgänge tatsächlich ist, lässt sich allenfalls grob schätzen. Hinzu kommt, dass noch nicht absehbar ist, wie lange die landesweite Quarantäne durchgehalten werden muss.

Der heimische Thinktank Agenda Austria hat angesichts der Situation versucht, die Schäden branchenweise aufzuschlüsseln und dabei drei Szenarien berechnet: Wie hoch ist der wöchentliche finanzielle Ausfall bei 10, 25 und 50 Prozent Umsatzrückgang? Näheres sehen Sie in der Bilderstrecke oben. (gf/eml)