Aktionäre bekommen von der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg bislang erstaunlich wenig mit. So stieg der Weltaktienindex auf Euro-Basis seit der letzten kleinen Korrektur Mitte Juni um immerhin zehn Prozent, während im selben Zeitraum der US-amerikanische S&P 500 um satte 16 und der US-Technologie-Index Nasdaq sogar um 25 Prozent ungebremst nach oben kletterten. Ob sich die Rally im Herbst fortsetzt, ist allerdings offen.

Ingrid Szeiler, Chefstrategin bei der Raiffeisen KAG, sieht viele Risikofaktoren. "Zunächst ist der Auslöser der Wirtschaftskrise – die Covid-19-Pandemie – bis dato weiter auf dem Vormarsch, wobei jüngst mit global 25 Millionen Infektionen eine neue Rekordmarke überschritten wurde", sagt die Expertin. Auch sei noch kein Impfstoff ausreichend getestet und zugelassen worden.

Renditechancen mit High-Yield-Bonds
Ihrer Prognose nach werden die Unternehmen wohl erst im Frühjahr 2021 wieder positives Wachstum melden. Technische Indikatoren und Stimmungsumfragen deuten zudem auf einen überkauften Markt hin. Auch die politischen Risiken sind laut Szeiler wieder angestiegen.

Inmitten der Ungewissheit eröffnen sich für Anleger aber auch Chancen, etwa bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen. Seit Mitte März haben sich die Spreads an den Märkten halbiert. Analysten rechneten bei High-Yield-Bonds mit Ausfallraten von über 15 Prozent. Nun werden dagegen nur noch 4,4 Prozent in Europa beziehungsweise 6,9 Prozent in den USA eingepreist. "Ein intakter Primärmarkt, hohe Cash-Bestände der Unternehmen, Stützungskäufe der Notenbanken und bessere Konjunkturindikatoren, deren rasche Erholung von Analysten nach wie vor nicht antizipiert werden kann, sprechen für den Credit-Markt", erklärt die Expertin. (fp)