Bei den Finanzdienstleistern herrscht Unruhe wegen der Forderung nach einer Einschränkung der Provisionsmöglichkeiten. Seit geraumer Zeit würden Interessensvertreter und Politiker insbesondere in Deutschland sowie in Italien verstärkt zur Regulierung der Provisionszahlung drängen. Das berichten Fachverbandsgeschäftsführer Thomas Moth und Obmann Hannes Dolzer aus dem kürzlich abgehaltenen Treffen der Europäischen Vereinigung der Versicherungsvermittler (BIPAR).

Keine Bereitschaft für Honorare
Die Diskussionen seien "politisch getrieben" beziehungsweise von Konsumentenschützern gestützt. Moth und Dolzer befürchten, dass diese Forderungen auch in anderen europäischen Ländern gestellt werden könnten. Konsumentenschutzverbände seien der Ansicht, dass die Abschaffung von Provisionszahlungen die Qualität der Beratung verbessern würde. Laut aktuellen Umfragen in Deutschland wollen Konsumenten allerdings keine Änderung, so die Fachverbands-Experten. Die Kunden seien nicht bereit, Honorare zu zahlen.

In einigen Staaten habe sich auch gezeigt, dass die Menschen auf Beratung verzichten, wenn sie extra dafür zahlen müssen. Dies gelte besonders für Kunden, die über wenig Finanzwissen verfügen und daher die Defizite, die ihnen aus mangelnder Beratung entstehen, nicht abschätzen können. "Somit haben genau jene Kunden, die besonders dringend Beratung benötigen, keinen Zugang dazu. Beratung ist besonders bei langfristigen Pensionsvorsorgen immer wichtiger, weil dieser immer bedeutender werden", schreiben Moth und Dolzer in einer Aussendung.

Mehr Wettbewerb durch Vermittler
Sie führen auch den Aspekt ins Treffen, dass Versicherungsvermittler den Wettbewerb ankurbeln. In Ländern mit mehr Vermittlern gebe es mehr Preisdruck auf die Versicherer und mehr Innovation, heißt es. Der österreichische Fachverband habe angesichts der Diskussionen im Vorjahr verstärkt begonnen, den europäischen Kollegen via BIPAR Argumente gegen das Provisionsverbot zur Verfügung zu stellen, so Dolzer.

Im Rahmen des laufenden Wirtschaftskammer-Wahlkampfs hat bereits die Freiheitliche Wirtschaft explizit die Sorge vor einem Provisionsverbot auf Europaebene geäußert. (eml)