Die Widersprüche im Bereich Altersvorsorge sind nicht leicht aufzulösen: 42 Prozent der Österreicher im Alter von 18 bis 60 Jahre haben keine Lebensversicherung oder Pensionsvorsorge, gleichzeitig halten aber 89,2 Prozent private Vorsorge für sehr wichtig oder wichtig. Das zeigt eine Vorsorge-Umfrage von Telemark-Marketing, deren Ergebnisse beim diesjährigen Expertentreffen der Versicherungsmakler im Rahmen des Forum Alpbach präsentiert wurde.

Fehlendes Interesse und zu wenig Geld
Grund für die fehlende Vorsorge sind in erster Linie fehlendes Interesse (27,8 Prozent) oder zu wenig finanzielle Mittel (25,9 Prozent), heißt es in einer Aussendung. Etwas mehr als 40 Prozent gehen davon aus, dass sie bis jetzt nicht ausreichend vorgesorgt haben, wobei nur ein Drittel der Personen ohne Vorsorgeprodukt in den nächsten Jahren ein solches abschließen möchte. Die in Alpbach vertretenen Experten sahen diese Zahlen als Auftrag an die eigene Branche so wie an die Politik.

Christoph Berghammer, Fachverbandsobmann der Versicherungsmakler in der Wirtschaftskammer, gab sich überzeugt, dass allgemein aber im Besonderen auch in der Versicherungswirtschaft viel zu wenig über Vorsorge gesprochen wird.

Niederlande: 40 Prozent betriebliche Vorsorge
Versicherungsmakler Frederik Fokkink machte in einem Vortrag darauf aufmerksam, dass die erste Säule in Österreich verglichen mit anderen Ländern überrepräsentiert ist. Mehr als 80 Prozent des Pensionseinkommens stamme hierzulande aus der staatlichen Vorsorge, ein kleiner Teil kommt aus der privaten Vorsorge, und die Beträge aus der betrieblichen Vorsorge seien kaum nennenswert. In den Niederlanden hingegen sei der Anteil von staatlicher Vorsorge und betrieblicher Vorsorge mit jeweils mehr als 40 Prozent sowie gut zehn Prozent privater Vorsorge ausgeglichener.

Michael Miskarik, Leiter der Österreich-Niederlassung der HDI Leben forderte außerdem, dass mehr auf eine ausreichende Pflegevorsorge geachtet werden müsse. Im Durchschnitt fallen je ÖsterreicherIn 9,4 Jahre an, die mit abnehmender Gesundheit verbunden sind, so Miskarik. Es sei mit einem Anstieg der Pflegegeldbezieher von 460.000 Personen im Jahr 2018 auf rund 628.000 Personen im Jahr 2028 zu rechnen. Ziel muss es hier sein, die Pflege und Betreuung zu Hause abzusichern.

Beliebteste Produkte
Laut den in Alpbach präsentierten Zahlen sind die drei wichtigsten Vorsorgeprodukte der Österreicher die klassische Lebensversicherung (50,2 Prozent), die staatlich geförderte Pensionsvorsorge (45,7 Prozent) und die fondsgebundene Lebensversicherung (31,4 Prozent).  (eml)