Wenn das Geld  am Konto knapp wird, muss oft auch der Versicherungsvertrag dran glauben. Schon ohne Corona-Krise wurde in den vergangenen Jahren fast jede zweite Lebenzpolizze gekündigt. Nun sind Versicherungsberater erneut mit zahlreichen Anfragen zur Aussetzung oder Stundung der Prämien konfrontiert. Aufgrund der Corona-Beschränkungen bricht bei Selbständigen das Geschäft ein und viele Arbeitnehmer sind von Kündigungen betroffen – da wird jeder Euro zwei Mal umgedreht.

Angesichts dieser Situation haben die Versicherungsmakler und -agenten kürzlich gemahnt, die Verträge nur nach guter Überlegung anzutasten. Viele Versicherer hätten Lösungen angeboten, um die Zahlung von Prämien zu unterbrechen, zu stunden oder zu reduzieren. Mit Änderungen wie Prämienreduzierungen gehen aber meist auch eine verminderte Deckung und eine Reduktion der versicherten Risiken einher, warnen Makler und Agenten in einer Aussendung.

Vertrags- und Prämienänderungen genau bewerten
"Wer nun überhastet Prämien reduziert, beispielsweise im Bereich der privaten Krankenversicherung in einen günstigeren Tarif umsteigt, wird nicht nur weniger Leistung erhalten, er riskiert auch, dass im Falle einer Erkrankung der Weg zurück in den besseren Tarif nicht mehr möglich ist", sagt Christoph Berghammer, Obmann der Versicherungsmakler in der WKÖ. Folgen einer Vertrags- oder Prämienänderung müssten unbedingt vorab eingeschätzt und bewertet werden.

Besonders im Bereich Lebensversicherung würden viele Varianten der "Prämienpause" angeboten. "Hier ist allerdings zu beachten, dass bei alten Verträgen mit Rechnungszins größer Null eine neuerliche Aktivierung nach Prämienfreistellung nicht mehr möglich ist", warnen Makler und Agenten. Dies gelte analog auch für die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge.

Es könnte sinnvoll sein, die Versicherer einzubeziehen
Während Finanzminister Gernot Blümel gleich zu Beginn der Corona-Krise deutlich machte, dass sich Politik und Banken auf eine erweiterte Kulanz bei der Stundung und Umstrukturierung von Kreditverträgen geeinigt haben, gibt es eine ähnliche Abmachung mit den Versicherern offenbar nicht. Dabei kann man hinterfragen, ob es nicht auch sinnvoll wäre, diese miteinzubeziehen: Es würde mit einem Schlag den Hebel des Rettungspaketes der Regierung vergrößern und vielen Privatpersonen oder Selbständigen den Rücken frei halten, wenn Prämienzahlungen von oft mehreren Hundert Euro monatlich gefahrlos für einen gewissen Zeitraum ausgesetzt werden könnten.

Das Finanzministerium schreibt dazu nur, dass Versicherungsverträge komplex seien und im Unterschied zu Kreditverträgen kaum miteinander vergleichbar. Es kann eingewendet werden, dass auch Kreditbedingungen – etwa im Unternehmensbereich – höchst individuell sind und sich selten vergleichen lassen. Auf die Frage, wie die Versicherungsunternehmen in die Krisenbewältigung einbezogen werden, und ob die Republik hier auf ein Entgegenkommen gedrängt hat, will ein Sprecher nicht antworten.

Gespräche mit der Politik
Allerdings bestätigen einige Versicherer, dass es dazu Gespräche mit der Politik gibt. "Wir sind laufend in Kontakt zur politischen Entscheidungsträgern. Noch gibt es keine konkreten Ergebnisse, die berichtet werden können", sagt etwa Peter Humer, Vorstand Kunde & Markt bei Uniqa Österreich. Die Allianz sagt dazu, man tausche sich mit den Behörden "zu verschiedenen Themen" aus. Der Sprecher einer weiteren großen Assekuranz will als Einzelnternehmen dazu keine direkte Stellung beziehen und zeigt sich empört darüber, dass der Versicherungsverband VVO sich dazu nicht öffentlich äußert. Eine entsprechende Anfrage hatte der VVO mit Verweis auf die Unternehmen nicht beantwortet.

Ein Vertriebsprofi sagte gegenüber FONDS professionell ONLINE, dass man bei vielen Versicherern Kulanz-Bereitschaft sehe. Die Versicherer selbst zeigen sich zurückhaltend mit Details. Die Allianz gibt an, dass bei Lebensversicherungen "in den meisten Fällen bedingungsgemäß die Möglichkeit einer Prämienstundung bzw. Prämienpause mit vollem Versicherungsschutz" besteht. Man sei aber darüber hinaus um individuelles Entgegenkommen bemüht. Die Grawe bestätigt zwar nicht, dass man kulanter als sonst sei. Es bestehe aber Interesse daren, dass die Kunden die Krise gut überstehen, heißt es.

Erfahrungen aus der Finanzkrise
Bei der Uniqa empfiehlt man, auf jeden Fall die Kundenberater wegen einer Lösung zu kontaktieren. Die Wiener Städtische nennt ebenfalls keine Einzelheiten, verweist aber ebenfalls auf individuelle Lösungen: "Dabei hilft uns auch die Erfahrung aus der Finanzkrise. Damals gelang es uns auch, den Versicherungsschutz für fast alle Kunden aufrecht zu halten", sagte ein Sprecher. (eml)