"Die Zeit für eine Anpassung der Geldpolitik ist gekommen", sagte Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve, am Freitag (23.8.) auf dem jährlichen Symposium der US-Notenbank in Wyoming. "Die Richtung ist klar – und der Zeitpunkt sowie das Tempo der Zinssenkungen werden von den eingehenden Daten, dem sich abzeichnenden Ausblick und dem Verhältnis der Risiken abhängen."

Powell bekräftigte die jüngsten Fortschritte bei der Eindämmung der Inflation, die in den letzten Monaten wieder nachgelassen hat, nachdem der Teuerungsrückgang zu Beginn des Jahres ins Stocken geraten war: "Ich bin zuversichtlich, dass sich die Inflation auf einem nachhaltigen Weg zurück zu zwei Prozent befindet", erklärte der Fed-Chef. 

"Reichlich Spielraum"
Mit Blick auf Warnsignale zur Beschäftigungslage sagte Powell, die Abkühlung sei "unübersehbar". Er fügte hinzu, eine "weitere Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt ist weder erwünscht noch willkommen". Die Fed habe jedoch die nötigen Mittel, um einer schnelleren Verschlechterung entgegenzuwirken. "Das derzeitige Niveau unseres Leitzinses gibt uns reichlich Spielraum, um auf etwaige Risiken zu reagieren, einschließlich des Risikos einer unerwünschten weiteren Abschwächung des Arbeitsmarktumfelds", so Powell. 

"Es war eine eindeutige Abkehr vom alleinigen Fokus der Fed auf die Inflation", sagte Derek Tang, Ökonom bei LH Meyer/Monetary Policy Analytics. "Ich denke, dass sie sich jetzt mehr auf die Verteidigung der Expansion gegen eine Rezession konzentrieren. Die Inflationssorgen scheinen wirklich in den Hintergrund gerückt zu sein."

"Märkte müssen diese Rede verdauen"
Powells Worte drückten am Freitag die Renditen von US-Staatsanleihen und den Dollar und ließen den amerikanischen Aktienmarkt anziehen. Die Aussicht auf eine Senkung der Leitzinsen schürte an der Wall Street den Risikoappetit. "Die Märkte müssen diese Rede verdauen und sich daran erinnern, dass sie – und die Fed – immer noch von Daten abhängig sind", sagte Jack McIntyre, Portfoliomanager bei Brandywine Global Investment Management. Powell habe zwar einen Tauben-Ton angeschlagen. Die Daten müssten "dies nun aber untermauern".

Devisen- und Makrostratege John Velis von BNY Mellon sagte mit Blick auf die Fed-Entscheidung am 18. September, "die Debatte, ob es 25 Basispunkte werden oder 50, ist noch immer offen".

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