Der S&P 500 hat es geschafft, das bisherige Allzeithoch aus dem Januar 2022 wurde jüngst  übertroffen. Zu verdanken hat der US-Leitindex dies den starken Tech-Werten. "Dagegen läuft der S&P Equal Weight Index seinem Allzeithoch vom selben Tag aus dem Januar 2022 noch immer hinterher", sagt Thomas Altmann, Leiter Portfoliomanagement bei QC Partners in Frankfurt. Im Unterschied zum Originalbarometer sind in diesem Index alle Werte gleichgewichtet – der Erfolg hängt damit weniger von einzelnen Titeln ab.

Besonders groß seien die Performance-Unterschiede seit dem vorigen Jahr, erläutert Altmann: "Seit Jahresbeginn 2023 kommt der S&P Equal Weight Index auf ein Plus von zwölf Prozent, der klassische S&P 500 auf plus 29 Prozent." Der S&P 500 Information Technology sei seit Anfang des vergangenen Jahres sogar um 67 Prozent gestiegen. In diesem 64 Aktien umfassenden Branchenbarometer stehen Apple, Microsoft und Nvidia für 54 Prozent des Indexgewichtes, die Top-Ten-Werte für 72 Prozent, wie der Experte erklärt.

Teure Bewertung
Es stelle sich zwangsläufig die Frage, was eine solch imposante Rally mit den Bewertungen mache, meint Altmann. Denn auf Indexebene stagnierten die Unternehmensgewinne seit 18 Monaten. Und die Gewinnschätzungen seien zuletzt mit einigen enttäuschenden Unternehmensprognosen abgesenkt worden. "In diesem Umfeld führt jeder Kursanstieg automatisch zu einer Verteuerung der Bewertung", so der Börsenprofi. Bedingt durch die deutlich schwächere Performance komme der gleichgewichtete S&P 500 auf ein historisches und erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von jeweils 19. Beim klassischen S&P 500 lägen beide Bewertungskennzahlen bei 24.

"Die sich daraus ergebende Bewertungsdifferenz von fünf zwischen den beiden S&P-500-Indizes ist ein neuer Rekord", stellt Altmann fest. Das aktuelle KGV des klassischen S&P 500 liege zudem fünf Punkte höher als der Durchschnittswert der vergangenen 20 Jahre. "Noch beängstigender sind die Bewertungen des S&P 500 Information Technology. Hier liegt das historische KGV mit 38 auf einem 20-Jahres-Hoch, das erwartete KGV liegt mit 36 nur leicht darunter." Wer stattdessen auf die Kurs-Cash-Flow-Verhältnisse schaue, sehe im S&P-500-Information-Technology-Sektorindex mit einem historischen und erwarteten Kurs-Cash-Flow-Verhältnis von jeweils 28 die teuersten Bewertungen seit dem Platzen der Tech-Blase.

Unbesorgte Anleger
Anleger lassen sich von diesen Bewertungen bislang nicht bremsen. "Stattdessen überwiegt der Optimismus, dass im Zeitalter von künstlicher Intelligenz alles anders ist und ein Platzen der Blase diesmal vermieden werden kann", sagt Altmann. Weder über Indexoptionen noch über Indexfutures sei eine erhöhte Absicherungsaktivität zu beobachten.

Viele Investoren scheinen zusätzlich darauf zu wetten, dass die Fed bald das Ende ihrer restriktiven Geldpolitik einläuten und mit Zinssenkungen beginnen wird. "Sinkende Zinsen würden die Unternehmen auf der Kostenseite entlasten und so die Gewinne erhöhen und die Bewertungen absenken. Zudem würden die Bewertungen im Umfeld niedrigerer Zinsen weniger überteuert wirken", erläutert der QC-Partners-Manager.

Allerdings stünden hinter dieser Annahme einige Fragezeichen, meint Altmann. Denn der zuletzt unerwartet starke US-Arbeitsmarktbericht könnte die erste Zinssenkung nach hinten verschieben. Zudem könnte eine Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und eine erneut lockere Fiskalpolitik den Zinssenkungspfad der Fed abflachen.

Mahnende Volatilität
Zur Vorsicht mahnt nach Ansicht von Altmann auch die implizite Volatilität: "Denn typischerweise fällt die implizite Volatilität mit steigenden Aktienkursen. Ein gleichzeitiger Anstieg von Aktienkursen und impliziter Volatilität gilt als Warnsignal." Seit Jahresbeginn habe es vier Kalenderwochen gegeben, in denen der S&P 500 mehr als ein Prozent zulegen konnte. In zwei von vier Wochen sei der zugehörige Volatilitätsindex Vix dabei gestiegen. Altmann verweist zum Vergleich auf das Jahr 2023, als es diese Konstellation aus einem Wochenplus von mehr als ein Prozent und gleichzeitig steigender Volatilität nur ganze zwei Mal gab, im Jahr 2022 kein einziges Mal.

Aber, so Altmann weiter: "Im Vorfeld des Platzens der Tech-Blase im Jahr 2000 trat die Konstellation aus steigenden Aktienkursen und steigender Volatilität regelmäßig auf. Dies darf zur Vorsicht mahnen." (fp)