Die Risikoprämien europäischer Unternehmensanleihen im Vergleich zu US-Bonds sehen nicht mehr attraktiv aus. Das meint Ian Horn, Portfoliomanager bei der US-Fondsgesellschaft Muzinich & Co. Die Renditeaufschläge europäischer Firmenpapiere waren infolge des russischen Feldzugs gegen die Ukraine, der Energiekrise und Rezessionssorgen deutlich gestiegen. Doch die Konjunkturdaten fielen besser aus als erwartet, die Renditen sanken wieder.

"Daher ist es unserer Meinung nach an der Zeit, selektiv aus europäischen Anleihen auszusteigen, insbesondere aus Hochzinsanleihen", folgert Horn. Zudem schüre die unklare Lage in der Politik Verunsicherung. "Der Aufstieg von Parteien jenseits der politischen Mitte in Europa ist eine neue Quelle der Unsicherheit", erläutert der Manager. Dabei sollten Investoren jedoch zwischen den Kern- und den Peripherieländern unterscheiden.

Schutz in der Peripherie suchen
Horn zieht hier einen ungewöhnlich klingenden Schluss: "Angesichts der zunehmenden politischen Unsicherheit in den Kernländern sind wir der Ansicht, dass die Euro-Peripherie einen gewissen Schutz vor der Volatilität der Spreads sowie Chancen auf höhere Renditen bieten könnte", meint der Muzinich-Mann. Er bevorzugte bislang einen Sektor. "Banken in der Euro-Peripherie notieren im Vergleich zu ihren Pendants in der Kernzone komfortabel innerhalb ihrer langfristigen Durchschnittswerte", sagt Horn.

"Nun sehen wir aber Chancen, in das breitere Unternehmenssegment zu wechseln", meint der Portfoliomanager. "Die aktuellen Bewertungen deuten darauf hin, dass in der Euro-Peripherie Anleihe-Emittenten einen besseren Wert bieten als der dortige Bankensektor." Insgesamt rechnet Horn jedoch damit, dass sich die Leitzinsen in den USA besser entwickeln als in Europa. "Wir bevorzugen daher zunehmend US-Unternehmensanleihen gegenüber europäischen", folgert Horn. (ert)