Mit einer gehörigen Portion Zweckoptimismus erklärte Unicredit-Chef Jean-Pierre Mustier in einem Interview für Bloomberg TV, dass die Ablehnung des italienischen Referendums für die Refinanzierungspläne der italienischen Großbank "gar nichts ändert.“ Das liege am laufenden Restrukturierungsprogramm im eigenen Haus, über dessen Ausgestaltung er sonst keine weitere Auskunft gab.

Insgesamt ließ das von dürren und inhaltsgleichen Antworten durchzogene Geplänkel, bei dem in der Regel auf die nächsten Quartalszahlen verwiesen wurde, wenig Schlüsse auf das weitere Vorgehen der Bank zu. Die Aktie agierte zuletzt ähnlich impulslos, notierte bei rund zwei Euro, was auf zwölf Monate gesehen einem Kursverlust von 60 Prozent gleichkommt. Hoffnung gibt es zumindest aus der Analyseabteilung der Schweizer Großbank UBS: Dort erwartet man, dass der Euro-Bankensektor die Zinsen früher anpassen wird als die EZB. Diesen Zinsvorsprung werden neben den deutschen vor allem die südeuropäischen Banken für sich zu nutzen wissen, so UBS.


Die Unicredit-Aktie dümpelt bei einem Kurs von zwei Euro dahin

Quelle: Bloomberg; in Euro


Bei Unicredit bleibt es Tatsache, dass der lange verhandelte Verkauf von Pioneer unter Dach und Fach sein dürfte. Wie berichtet, befinden sich der französische CEO mit seinen Landsleuten von Amundi in exklusiven Gesprächen. Im Laufe der Verhandlungen schied ein Bieter nach dem anderen aus, wobei unter anderem der Preis von 3,5 Milliarden Euro als Ausscheidungskriterium genannt wurde.

Zuletzt war ein rein italienisches Konsortium unmittelbar nach dem Volksentscheid ausgeschieden – ein offizieller Zusammenhang zum "No“ vom Wochenende wurde nicht genannt. Die Verhandlungsposition der Mailänder dürfte aber trotzdem geschwächt sein. Die "Financial Times" berichtet derweil, dass der Verkaufspreis nicht mehr bei den angepeilten 3,5, sondern nur noch bei glatt drei Milliarden Euro liegen dürfte. Das könnte wiederum durch eine kolportierte Sonder-Dividende von 500 bis 800 Millionen Euro kompensiert werden, wie das Wall Street Journal mutmaßt.

Weitere Asset-Verkäufe ante portas
Klar ist darüber hinaus, dass der Weg zur Kapitalbeschaffung noch ein weiter ist. Denn im Hintergrund heißt es, dass Unicredit bis zu 13 Milliarden Euro an frischem Geld über Kapitalerhöhungen und den Verkauf von Assets in die Kassen spülen will. Hier könnte das Abstoßen – ganz oder teilweise – von Non-Performing-Loans zum Tragen kommen, die laut Nachrichtenagentur Bloomberg mit 50 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Die Financial Times will hier auch schon Interessenten geortet haben. Zu ihnen sollen Private-Equity-Granden wie Fortress und Cerberus sowie der zur Allianz zählende Asset Manager Pimco zählen – also dieselben Interessenten, die schon vor rund drei Wochen von italienischen Wirtschaftsblättern genannt wurden. (hw)