Nur einen Tag nach dem Referendum in Italien geht die in Turbulenzen steckende Großbank Unicredit beim Verkauf der Fonds-Tochter Pioneer in die Schlussrunde – das haben der französische Anbieter Amundi und die Unicredit mitgeteilt. Man befinde sich mit den Italienern "in exklusiven Gesprächen". Damit haben sich die Franzosen im Bieterwettstreit gegen eine Reihe an prestigeträchtigen Namen durchgesetzt. Am Ende hatte nur noch ein Konsortium von Poste Italiane, Anima Holding und Cassa Depositi e Prestiti dagegengehalten. 

Dass sich mit der einzigen verbliebenen Gegenpartei ein rein italienisches Konsortium aus dem Poker zurückgezogen hat, ist ein Beleg für den Druck, unter dem die italienische Finanzwirtschaft insgesamt steht. Dass das "Italien-Trio" nicht mehr im Rennen ist, dürfte weniger an operativen oder markttechnischen Hürden gelegen haben. Stattdessen liegt die Vermutung nahe, dass es schlicht um den Preis gegangen ist. Dieser steht zwar offiziell nicht fest. Aus dem Feld geschlagene Konkurrenten hatten aber bereits aus dem Nähkästchen geplaudert: So hatte Martin Gilbert, Vorstandschef der britischen Fondsgesellschaft Aberdeen, gesagt, der voraussichtliche Preis von 3,5 Milliarden Euro sei schlicht zu hoch: "Wir können uns das nicht leisten."

Stellt sich die Frage, ob diese Summe angesichts des Ausgangs des Referendum auch so bleibt. Die italienische Großbank benötigt den Verkauf ihrer Fondstochter wahrscheinlich dringender, als die auf Expansion eingestellte Amundi den Kauf. Unicredit versucht, Kapital über sieben Milliarden Euro einzusammeln. Das kann nur zum Teil über die Weggabe des Familiensilbers funktionieren. Den Rest wird man über den Kapitalmarkt holen müssen. Wie sich dieser bis Jahresende weiterentwickelt, ist unklar. Investoren goutierten die Schlussrunde beim Pioneer-Verkauf jedenfalls nicht. Die Unicredit-Aktie verlor am Montagmorgen gegen den Trend an der Börse Mailand 4,5 Prozent.

Mit Pioneer würde sich Amundi-Chef Yves Perrier jedenfalls einen Player ins Portfolio holen, der 224 Milliarden Euro an Assets unter Management aufbietet. Das gesamte Volumen Amundis würde dann laut Bloomberg-Daten auf rund 1,3 Billionen Euro anschwellen. 55 Prozent des verwalteten Vermögens bestehen aus Anleihen-Assets, den Rest stellen Aktien und vermischte Allokationen dar. (hw)