Der 8. November markierte für die Schwellenländer augenscheinlich einen Wendepunkt. Sollte die Fiskalpolitik in den USA unter Donald Trump expansiver werden – bei gleichzeitig restriktiverer Geldpolitik und einer protektionistischen Handelspolitik – würde das die Emerging Markets vor Herausforderungen stellen. Anleger reagierten und zogen Kapital aus den aufstrebenden Volkswirtschaften ab. Die noch junge Schwellenländer-Rally scheint bereits wieder am Ende.

Ganz so einfach ist es allerdings nicht, sagt Gene Frieda, Stratege beim Asset Manager Pimco. "Unseres Erachtens sind die Konsequenzen des US-Wahlausgangs differenzierter." Frieda ist überzeugt: Man kann nach wie vor nicht alle Schwellenländer über einen Kamm scheren. Und die Unterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern werden sich in der kommenden Zeit stärker herauskristallisieren – je nachdem, welche Kombination aus Geld-, Handels- und Fiskalpolitik in den USA künftig zum Tragen kommt.

Drei Szenarios gegen die Panik
Sollte die Fiskalpolitik in den USA lockerer werden und die Geldpolitik etwas straffer, wäre das für die Schwellenländer zu verkraften, sagt der Pimco-Stratege. "Je weniger Spielraum die US-Fiskalpolitik den Notenbankern indes lässt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Aufwertung des US-Dollars." In diesem Szenario würden demnach vor allem Länder mit hohem Leistungsbilanzdefizit leiden. Schlimmer wäre es, wenn die Handelspolitik protektionistische Züge annähme. "Doch selbst in einem solchen Szenario könnten hoch rentierliche Schwellenländer mit weniger offenen Volkswirtschaften eine Outperformance erzielen", sagt Frieda. Hier wären kleine und offene Volkswirtschaften die Verlierer.

Im schlimmsten Fall träfe in den USA eine protektionistische Handelspolitik auf eine expansivere Fiskalpolitik, die die US-Notenbank zu einer rascheren Reaktion veranlassen würde, um der höheren gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und dem negativen Angebotsschock zu begegnen. Nur in diesem Szenario würden Schwellenländer-Investoren wahrscheinlich durch die Bank weg Verluste machen, warnt der Stratege. (fp)