Schon seit einer Weile sind Unternehmensanleihen nicht mehr so liquide wie noch vor einigen Jahren. Dafür gibt es verschiedenen Ursachen, die wesentliche ist Experten zufolge die strenge Regulierung der Banken. Die Geldinstitute und auch andere Broker ziehen sich als Market Maker für Corporate Bonds zurück, da sie stark auf ihr Eigenkapital achten müssen. Sollte die US-Notenbank Fed den Leitzins erhöhen, könnte es turbulent werden. Mark Kiesel, Leiter Unternehmensanleihen bei Pimco, erklärt gegenüber FONDS professionell, wie er jetzt investiert.

Herr Kiesel, die Märkte für Rentenpapiere, vor allem für Unternehmensanleihen, sind nicht mehr so liquide wie noch vor einigen Jahren. Als Grund dafür wird immer wieder die strengere Regulierung der Banken genannt. Sehen Sie das auch so?

Mark Kiesel: Ja, in den USA etwa hat die Liquidität an den Anleihemärkten jahrzehntelang zugenommen, da die Wall-Street-Banken als Market Maker fungierten und stets einen guten Puffer zur Verfügung stellten. Die strengeren Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften, die seit der Finanzkrise für Banken gelten, und das Niedrigzinsumfeld haben aber dazu geführt, dass die Institute nicht mehr als Market Maker auftreten können und wollen. Daher sind heute in bestimmten Anleihemärkten weniger Geldhäuser aktiv, die außerdem auch weniger Risiken auf ihre Bilanz nehmen können.

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Wie wirkt sich diese Situation aus?

Kiesel: Bei Pimco sind wir nicht der Meinung, dass dieses geringere Maß an Liquidität ein systemisches Risiko darstellt. Wir erwarten keine massiven Marktverwerfungen oder gar eine Art erneute Finanzkrise. Was wir beobachten, sind stark schwankende Preise. Das liegt daran, dass, ich möchte es mal so nennen, "echte" Bond-Verkäufer mit "echten" Bond-Käufern zusammenkommen müssen.

Mit "echt" meinen Sie, dass zwischen Käufer und Verkäufer kein Market Maker geschaltet ist?

Kiesel: Genau, deshalb kann es etwas länger dauern, bis die Interessenten sich finden. Und in der Zwischenzeit können die Preise schwanken.

So sieht es im Bond-Handel aus. Aber wie ist es bei Neuemissionen? Können diese überhaupt platziert werden?

Kiesel: Ein wichtiger Punkt. Wir haben in letzter Zeit bei Unternehmensanleihen viele Neuemissionen gesehen, auch viele große, die alle problemlos platziert werden konnten. Dasselbe gilt für Staatsanleihen. Was die Platzierung neuer Bonds angeht, haben wir keine Liquiditätsprobleme.

Wie investieren Sie in der aktuellen Marktlage?

Kiesel: Natürlich sind bestimmte Anleihebereiche, vor allem der Bereich der Corporate Bonds, ziemlich ausgetrocknet. Doch das ist nicht ausschließlich als Problem zu betrachten. Für langfristig orientierte Investoren ist die geringere Liquidität auch eine Chance, zusätzlich Alpha zu generieren. Der Markt reagiert oft irrational und bewegt sich stärker, als es sein müsste – nach oben und nach unten. Wenn der Markt nun überreagiert und mehr Bonds abgegeben werden, als die Fundamentaldaten rechtfertigen, dann kaufen wir diese Positionen auf. Wollen sehr viele Markteilnehmer kaufen, halten wir uns zurück. Wir verwenden viel Zeit auf unser Liquiditätsmanagement und prüfen ständig, wo wir defensiver investieren müssen und wo weniger defensiv. (am)


Eine ausführliche Analyse zur zunehmenden Illiquidität an den Rentenmärkten finden Sie in der aktuellen Printausgabe 3/2015 von FONDS professionell. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Artikel auch im E-Magazin lesen.