Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass die Zinserhöhungen der Währungshüter in den USA und Europa den Anstieg der Verbraucherpreise von dem höchsten Tempo seit Jahrzehnten abbremsen werden, indem sie das Wirtschaftswachstum drosseln oder Rezessionen auslösen. Allerdings dürfte der Rückgang der Inflation gegenüber ihrem Höchststand nicht die Wiederherstellung der Preisstabilität der jüngsten Vergangenheit bedeuten. Dafür habe sich die Weltwirtschaft zu stark verändert, so die Meinung einer großen Gruppe von Anlegern und Strategen von Unternehmen wie Pimco, Capital Group und Union Investment.

Während der Zeit der zunehmenden Globalisierung trugen billige Rohstoffe und niedrige Arbeitskosten dazu bei, die Inflation in Schach zu halten. Jetzt beginnt sich das zu ändern. Während die Länder wegen des Ukraine-Kriegs ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Russland herunterfahren, steigen die Öl- und Gaspreise. Die Unternehmen wägen politische Spannungen ab, während sie die gestörten Lieferketten wieder aufbauen. Und die angespannten Arbeitsmärkte geben den Arbeitnehmern die Möglichkeit, höhere Löhne zu fordern.

Inflation wird deutlich über zwei Prozent verharren
Die Verwalter von Billionen von Dollar sind daher darauf gefasst, dass die Inflation deutlich über dem von den großen Zentralbanken angestrebten Niveau von etwa zwei Prozent verharren wird. Um sich vor diesem Risiko zu schützen, haben sie inflationsgeschützte Anleihen gekauft, ihr Engagement in Rohstoffen erhöht und ihre Barbestände vergrößert, anstatt sie direkt in Anleihen zu investieren. Sie wetten darauf, dass der Anstieg der Verbraucherpreise nicht so schnell auf das Niveau der letzten Jahrzehnte zurückgehen wird.

"Die letzten 20 Jahre der großen Mäßigung liegen nun vollständig hinter uns", meint Tiffany Wilding, Nordamerika-Ökonomin bei Pimco. Sie rechnet mit einer Periode sehr volatiler Inflation, da sich die Welt an Veränderungen anpassen wird, die "zu höheren Inputkosten im Allgemeinen führen werden, was eine mehrjährige Anpassung des Preisniveaus zur Folge haben dürfte". (mb/Bloomberg)