Mark Kiesel, Co-Chefanlagestratege des größten privaten Bondsinvestors Pimco, mag keine Unternehmensanleihen, die in Euro notieren. "Wir vermeiden es, Anleihen zu kaufen, die von den Notenbanken subventioniert sind", erklärt er in einem Interview mit dem "Handelsblatt".  Das Kurspotenzial sei relativ gering, die Renditen lägen bereits "künstlich niedrig".

Da die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan die Preise mit ihren Kaufprogrammen in die Höhe trieben, meide er auch europäische und japanische Staatsanleihen, sagte Kiesel. Aufgrund der Entscheidung Großbritanniens für einen Brexit sei nicht zu erwarten, dass sich die EZB in absehbarer Zeit von ihrer expansiven Geldpolitik verabschieden werde. Er halte im Gegenteil sogar eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms für möglich, erklärte Kiesel. Die Bank of England werde mit einer Zinssenkung nicht mehr lange warten, die japanische Notenbank könnte den Leitzins noch weiter in den negativen Bereich drücken.

"Das Geld fließt eindeutig in Richtung USA"
In den USA hingegen rechnet der Anleihestratege für das laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) werde den Leitzins vermutlich im Dezember heben. Dies ziehe zwar die Renditen länger laufender Anleihen nach oben, derzeit seien aber die Kapitalströme entscheidend. "Das Geld fließt eindeutig in Richtung USA und dort vor allem in Unternehmensanleihen", sagte Kiesel. Der Grund: Europäische und asiatische Investoren schichteten wegen der niedrigen Renditen in den Heimatmärkten verstärkt in US-Corporate-Bonds um.

Als besonders renditeträchtig sieht Kiesel Unternehmenspapiere aus Branchen, deren Entwicklung stark durch die Verbraucher getrieben ist. Dazu zählt er etwa die Baubranche, das Gesundheitswesen, Telekommunikation oder die Glücksspielindustrie. Auch Anleihen von Öl-und Gasfirmen seien noch interessant. Mit Corporate Bonds guter Bonität könnten Anleger aktuell Erträge zwischen drei und vier Prozent erzielen, ist Kiesel überzeugt. (am)