"2017 war ein gutes Anlagejahr. Das wird sich aber 2018 so nicht wiederholen. Trotzdem sollte 2018 positiv verlaufen", erklärte Luca Paolini, Chefstratege von Pictet Asset Management anlässlich eines Jahresausblicks in Wien. Paolini erläuterte, warum die Hausse weitergehen könnte und 2018 Kursgewinne im einstelligen Prozentbereich wahrscheinlich sind. So seien im Vergleich zu früheren Hausseperioden noch immer viele Kleinanleger nicht, oder nur wenig in Aktien investiert, wie Paolini aus den Zuflüssen in Retail-Aktienfonds herausliest.

Weiterhin sollte die Konjunktur gut laufen, wobei insbesondere die Ausgaben für Konsum sowie Investitionen der Unternehmen für Rückenwind sorgen würden. Ein Vergleich auf globaler Basis zwischen Auftragseingängen und den Investitionen zeige, dass die Auftragseingänge die Investitionen seit 2016 überflügeln und Unternehmen daher vielfach gezwungen sein könnten, ihre Kapazitäten zu erhöhen und damit Geld in den Ausbau der Produktion zu stecken. Die Grafiken aus Paolinis Präsentation finden sie in der Chartgalerie oben.

Paradigmenwechsel
Auch die Stimmung bei den Unternehmenslenkern ist wesentlich besser als vor ein paar Jahren, was auch der Wahl des Managers Donald Trump zum US-Präsidenten zuzuschreiben sei. Paolini zufolge hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Zwangen Aktionäre in den vergangenen Jahren das Management zu Kosteneinsparungen, Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufen, wollen die Eigner nunmehr, dass Unternehmen in die Offensive gehen und "echte" Investitionen tätigen, um künftig höhere Gewinne zu erzielen.

Daher glaubt Paolini, dass sowohl Wirtschaftswachstum als auch Preissteigerungen höher als erwartet ausfallen könnten und damit über vom Rentenmarkt höhere, eingepreiste US-Zinsen Druck auf Anleihen ausüben würden. Damit stellt er sich gegen die Schätzungen der meisten anderen Beobachter. "Falls die Inflation in den USA stärker als erwartet steigt, könnten die Bondrenditen auf mehr als drei Prozent steigen", prognostizierte Paolini. Dass seine Vorhersage eintreten könnte, zeigt sich im Vergleich vom US-Einkaufsmanager-Barometer ISM als Vorlaufindikator für die Kerninflation der Nation.

Aktien am Zenit?
Auch wenn Aktien vielfach, insbesondere in den USA, als sehr hoch bewertet gelten, sollten Investoren engagiert bleiben. Verkaufen könne man zu einem späteren Zeitpunkt immer noch, wenn die Märkte nach unten drehen sollten. Paolini zufolge würden aber viele Investoren so denken und die Finger in der Nähe des Verkaufsknopfes kreisen lassen. Sofern aber sehr viele Investoren gleichzeitig verkaufen wollen, könnten die Kurse rasch fallen. Dies gelte vor allem für Branchen und Titel, die als "überlaufen" gelten, beispielsweise Growth-Werte, Technologie, aber auch zyklische Branchen wie Bergbau, Banken oder Energie. Paolini rät Investoren daher, besser defensive Titel zu kaufen, die dieses Jahr nicht sonderlich gut liefen. Unter den "Zyklikern" seien jedoch noch ausgewählte Banken und Bauunternehmen kaufenswert.

Aber nicht nur diese Titel seien interessant. Paolini empfiehlt – so wie viele andere Experten auch– generell Aktien aus dem Euroraum. Der Pictet-Mann erklärte, dass zwar viele entsprechende Empfehlungen von Vermögensverwaltern ausgesprochen wurden, einige Investoren aber noch immer in der Eurozone untergewichtet seien und damit weiteres Kurspotenzial bestehe. Er verwies auf die günstigen Bewertungen, den günstigen Euro als Wettbewerbsvorteil der europäischen Exportindustrie und die noch immer sehr expansive Geldpolitik der EZB. "Ich glaube, dass 2018 europäische Aktien besser als ihre US-Pendants laufen werden." Schließlich seien insbesondere Value-Aktien im Vergleich zu Growth-Aktien kaufenswert, wobei Investoren vor allem auch Value-Aktien aus den Emerging Markets auf die Kauflisten nehmen sollten. (aa)