Portfoliomanager Peter E. Huber erfüllen die oftmals optimistischen Prognosen für das Börsenjahr 2024 mit Misstrauen. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind in unseren Augen keineswegs so rosig", schreibt der erfahrene Fondsmanager in seinem jüngsten Marktausblick. Während die Mehrheit der Anleger mit fallenden Leitzinsen und sinkenden Anleihenrenditen rechnet, sieht Huber andere Faktoren am Werk.

"Die enormen Staatsdefizite beidseits des Atlantiks verursachen Aufwärtsdruck bei den Zinsen", argumentiert Huber. "Die Inflationsraten könnten nach dem Auslaufen der Basiseffekte bereits im Jahresverlauf 2024 wieder nach oben drehen." Der Kampf gegen die Klimakrise, die militärische Aufrüstung, die Rekalibrierung der Lieferketten und die Kosten der Migration müssten schließlich finanziert werden, so der Manager. Langlaufende Anleihen sieht Huber daher nicht als bevorzugte Wahl.

So hoch bewertet wie in Dotcom-Blase
Auch die Unternehmensgewinne würden aufgrund steigender Kosten und schwacher Nachfrage von zwei Seiten unter Druck kommen, so Huber. "Die Unternehmensinsolvenzen nehmen zu und die Gewinnerwartungen der Investoren sind weiterhin zu optimistisch", meint der Marktkenner. Wachstumswerte wie etwa Technologie-Aktien würden in diesem Umfeld nach den jüngsten Kursgewinnen an Fahrt verlieren. "Growth-Aktien haben ein fantastisches Börsenjahr hinter sich mit einem Wertzuwachs von über 30 Prozent", berichtet Huber. Daher seien Growth-Aktien "heute beliebt wie selten und in den meisten Portfolios prominent vertreten".

Substanztitel würden dagegen im einstelligen Performance-Bereich "dahindümpeln". Dadurch sei es zu einem deutlichen Bewertungsaufschlag gekommen. Wachstumsaktien würden im Schnitt gut 90 Prozent höher bewertet als Value-Titel. Derzeit sei der Aufschlag aber ungefähr doppelt so hoch. "Das war zuletzt in der Dotcom-Blase Anfang 2000 der Fall – mit bekanntem Ende", mahnt der Börsenkenner. Er verweist zudem auf die langfristige Outperformance von Value-Werten.

Börsen könnten temporär unter Druck geraten
"Wir bleiben bei unserem Vermögensfonds weiter im neutralen Bereich investiert mit einer ordentlichen Aktienquote von 60 bis 70 Prozent", resümiert Huber. "Als antizyklische Anleger werden wir unseren Aktienbestand angesichts der an vielen Börsen erreichten Höchstkurse aktuell nicht aufstocken." Denn es bestehe immerhin die Gefahr, dass bei einer stärkeren Korrektur der aktuell gehypten Tech-Titel die Börsen insgesamt temporär unter Druck geraten.

Bei Anleihen sei das Team ausschließlich in Kurzläufer mit maximal einem Jahr Restlaufzeit investiert, welche weiterhin die die höchsten Zinsen bringen. "Allerdings werden aus antizyklischer Sicht nach dem starken Rückgang der Inflationserwartungen auch inflationsgeschützte Anleihen langsam wieder interessant", meint Huber. "Mit einem Depotanteil von knapp zehn Prozent in Gold- und Silber-ETCs wird das Portfolio zusätzlich stabilisiert." (ert)