Dass die überdurchschnittliche Entwicklung der US-Unternehmensgewinne die hohen Bewertungen rechtfertigt, lässt Portfoliomanager Peter E. Huber nicht gelten. Und wenn viele Börsenexperten den US-Aktienmarkt mit Kaufempfehlungen überschütten, hat das für Huber wenig mit Realitätssinn zu tun. 

In seinem aktuellen Marktkommentar schreibt er: "Die phänomenalen Kurszuwächse in den letzten zehn Jahren sind fundamental nicht durch den Anstieg der Unternehmensgewinne gerechtfertigt." So sei etwa das Gewinn-, Umsatz- und Buchwert-Wachstum seit 2011 in Japan deutlich höher gewesen als in den USA. Zudem hätten viele US-Unternehmensgewinne von Protektionismus und Subventionen profitiert. "Eine solche Entwicklung war selten nachhaltig", so Huber.

Megacaps profitieren vom Trend zu ETFs
Dazu profitieren US-Aktien seiner Meinung nach besonders stark vom ETF-Boom. Huber: "Weltweit fließt immer mehr Anlagegeld in ETFs auf den MSCI-Welt-Aktienindex, in dem US-Aktien mit über 60 Prozent gewichtet sind – oder gleich in ETFs auf den S&P-500-Index." Geld, das vor allem den US-Aktienkursen zugute kommt. Außerdem hätten die "Magnificent Seven" ihre Index-Gewichtung durch exzessive Aktienrückkäufe nach oben getrieben. "Wie ein riesiger Staubsauger" werde das globale Anlagekapital so automatisch in diese Titel gelenkt, erklärt Huber.

Einen wichtigen Indikator sieht Huber in Anlehnung an Warren Buffett im Verhältnis der Börsenkapitalisierung eines Aktienmarktes zum Anteil am globalen Bruttosozialprodukt. So betrachtet seien US-Aktien im MSCI World derzeit doppelt so hoch gewichtet, wie es nach der US-Wirtschaftskraft angemessen wäre. "Eine ähnliche Situation hatten wir 1989 in Japan", schreibt Huber. Damals seien japanische Aktien im MSCI World höher gewichtet gewesen als US-Titel. "Was über die Jahrzehnte danach folgte, ist allgemein bekannt", so Huber. Erst dieses Jahr erreichte Japans Börse wieder die Höchststände von 1989. Auch nach diesem Indikator scheint der japanische Aktienmarkt heute wieder attraktiv bewertet. Und auch Warren Buffett baute schließlich in den vergangenen Jahren seine Japan-Positionen wieder aus. (jh)