Rund fünf Jahre nach dem Auffliegen des milliardenschweren Betrugs um die vermeintliche Kryptowährung Onecoin intensivieren die Behörden die Suche nach der zentralen Figur. Ruja Ignatova, die im Verdacht steht, als treibende Kraft hinter der tatsächlich wertlosen Oncoin-Währung zu stehen, wird nun international gesucht. Das gaben die Staatsanwaltschaft Bielefeld und das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen gemeinsam am Mittwoch (11. Mai) bekannt.

Die in Bulgarien geborene deutsche Staatsbürgerin ist seit Oktober 2017 abgetaucht. Für entscheidende Hinweise, die zur Festnahme führen, werden nun bis zu 5.000 Euro als Belohnung ausgeschrieben. Die Behörden warnen davor, sich selbst der Person zu nähern. Ignatova oder ihre Begleiter könnten bewaffnet sein, heißt es auf der Website der europäischen Strafverfolgungsbehörde Europol. Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) macht zudem darauf aufmerksam, dass Ignatova globale Unterstützer und Kontakte hat und zudem über erhebliche finanzielle Ressourcen verfügt.

Milliardenschaden global
In Deutschland führt die Staatsanwaltschaft Bielefeld ein Verfahren gegen die promovierte Juristin. Ermittelt wird wegen gemeinschaftlichen Betrugs im besonders schweren Fall sowie wegen Geldwäsche. Die Strafbehörden gehen davon aus, dass Onecoin keine auf einer echten Blockchain beruhende Kryptowährung ist, sondern, dass Ignatova die Wertentwicklung vorgab. Allein der bislang in dem Bielefelder Verfahren festgestellte Betrugsschaden liegt laut den Angaben bei über 88 Millionen Euro. Weltweit dürfte jedoch ein Schaden von mehrere Milliarden US-Dollar entstanden sein, wie aus deutschen und globalen Behördenangaben hervorgeht.

Bisher wurde bereits in nationalen und europäischen Haftbefehlen nach Ignatova gesucht. Nun sind alle 194 Interpol Mitgliedsstaaten in die Suche eingebunden, wie es heißt. Fahndungsaufrufe wurden auch auf sozialen Medien und in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" vom 11. Mai gestartet.

Verhaftungen statt Börsengang
Ignatova ließ sich von ihren Anhängern "Kryptoqueen" nennen und als solche feiern. Den Investoren stellte sie unter anderem hohe Wertsteigerungen und einen Börsegang in Aussicht. Das System basierte auf einem Multi-Level-Vertrieb. US-Behörden orten hingegen ein Schneeball-Schema. Im Jahr 2019 wurde Ignatovas Bruder, Konstantin Ignatov, in den USA verhaftet. Er gestand, in dem System mitgewirkt zu haben und bekannte sich mehrerer Delikte schuldig. Auch andere zentrale Personen aus dem Onecoin-Umfeld wurden von US-Behörden belangt. Ermittlungen gegen Onecoin-Verantwortliche gibt es in zahlreichen Staaten.

In sozialen Medien ist zu sehen, dass mit der "Marke Onecoin" noch immer Geschäft gemacht wird. Vertriebspersonen versuchen auf Kanälen wie Facebook, Anleger nach wie vor zu einem Einstieg zu motivieren. (eml)

Die Angaben von Europol:

Name

IGNATOVA, Ruja (oder Ruzha, Rouja)

STRAFTAT

Betrugsdelikte, einschließlich Betrug zum Nachteil der finanziellen Interessen der Europäischen Gemeinschaft im Sinne des Übereinkommens vom 26. Juli 1995 über den Schutz der finanziellen Interessen der Europäischen Gemeinschaften

GESCHLECHT

Weiblich
GRÖßE ca 163 cm

AUGENFARBE

Braun
GEBURTSDATUMMai 30, 1980

NATIONALITÄT

deutsch

GESPROCHENE SPRACHEN

bulgarisch, englisch, deutsch