Investoren agieren angesichts der Corona-Krise mehr als panisch und haben bereits jetzt eine sehr starke Rezession eingepreist. Jean-Marie Mercadel, Chefanlagestratege bei Ofi Asset Management, glaubt zwar ebenfalls daran, dass es zu einem spürbaren globalen Wirtschaftsrückgang kommt, hält die Reaktion aber insgesamt für übertrieben. "Anleger mit langfristiger Perspektive sollten aus unserer Sicht damit beginnen, wieder zu investieren, insbesondere in Aktien und Hochzinsanleihen", sagt er.

Bei der derzeitigen Krise handelt es sich Mercadel zufolge eher um eine Wirtschafts- als um eine Finanzkrise. Deshalb liege es an den Staaten, die durch die Epidemie verursachten Schäden wieder in Ordnung zu bringen. Einige Regierungen wie die französische, deutsche oder österreichische hätten sich schon verpflichtet, Unternehmen um jeden Preis zu unterstützen. "Dies wird die weltweit bereits hohe Staatsverschuldung um enorme Summen erhöhen", sagt der Stratege.

V-förmige Erholung denkbar
Das Wachstum dürfte in diesem Jahr tatsächlich stark beeinträchtig werden. Einer Analyse von Goldman Sachs zufolge dürfte das US-Wachstum im ersten Quartal auf null Prozent und im zweiten Quartal auf minus fünf Prozent fallen, bevor es wieder auf drei Prozent im dritten und vier Prozent im vierten Quartal ansteigt. Experten sprechen in diesem Fall von einer V-förmigen Erholung.

Für Mercadel ist ein solches Szenario logisch, da die Produktionsanlagen bisher keinen Schaden erlitten hätten. "Die Produktion steht vielerorts lediglich auf Stillstand beziehungsweise unter Quarantäne", sagt der Experte. Die entscheidende Frage sei also, wann die Erholung wieder einsetzen wird – eine Prognose, die zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist. (fp)