Obwohl der Goldpreis ein Hoch nach dem anderen erklimmt, bleibt das Metall für Anleger attraktiv. In den kommenden Monaten könnte der Preis je Feinunze weiter steigen, glaubt Benjamin Louvet, Anlagestratege beim Fondsanbieter Ofi. Denn je niedriger die Realzinsen sind, desto stärker zieht in der Regel der Goldpreis an. "Wir gehen davon aus, dass die westlichen Zentralbanken das derzeitige niedrige Zinsniveau langfristig beibehalten, um die Schuldenlast der Staaten zu begrenzen", erklärt der Anlageprofi. Es bleibt somit nur die Frage, wie sich die Inflation entwickeln wird, mit der die Realzinsen steigen oder fallen – und damit auch der Goldpreis.

Die Finanzkrise 2008 habe gezeigt, dass sich die Preise nicht zwangsläufig verteuern, nur weil die Geldpolitik extrem locker ist. Die Covid-19-Pandemie mischt die Karten allerdings neu. Denn die Regierungen, vor allem in den USA und Europa, haben ihren Bürgern eine Vielzahl von Konjunktur- und fiskalpolitischen Maßnahmen zukommen lassen, die nicht zurückbezahlt werden müssen. Unternehmen profitieren von staatlich besicherten Hilfskrediten.

Energiepolitik treibt Inflation
"Das sind de facto Liquiditätsspritzen direkt in die Realwirtschaft, wovon die Regierungen angesichts ihres geringen geldpolitischen Spielraums erneut Gebrauch machen könnten und so die Zustimmung der Zentralbanken zur Geldschöpfung umgehen", erklärt Louvet. Auch die Energie- und Klimapolitik könnte die Inflation befeuern. Der Grund: Die Regierungen legen in ihren Konjunkturpaketen viel Wert auf die Energiewende, was die Strompreise in die Höhe treiben könnte.

"Wenn die Inflation auf 2,5 Prozent steigt und folglich die Realzinsen um einen Prozentpunkt sinken würden, könnte dies den Goldpreis auf einen neuen Höchststand von bis zu 2.400 US-Dollar pro Unze treiben", sagt Louvet. Sollten die Verbraucherpreise noch weiter steigen, etwa weil die Regierungen neue Konjunkturprogramme auflegen, wäre sogar ein noch höherer Goldpreis möglich. (fp)