Beim Internationale Währungsfonds (IWF) ist der Finanzplatz Österreich als einer der 25 weltweit systemrelevanten Finanzsektoren eingestuft. Als Konsequenz wird das Land mindestens alle fünf Jahre im Rahmen des so genannten Financial Sector Assessment Program (FSAP) umfassend überprüft. Im nun veröffentlichten Bericht für 2019 stellt der IWF grundsätzlich ein gutes Zeugnis aus.

Fortschritte bei Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung
Das österreichische Finanzsystem sei "besonders widerstandsfähig gegenüber Schocks", berichten Finanzmarktaufsicht (FMA) und Nationalbank (OeNB) in einer Zusammenfassung der Länderprüfung 2019. Der Währungsfonds betrachtet demnach den regulatorischen Rahmen, auch für Abwicklung und Krisenmanagement, "als sehr umfassend". "Signifikante Fortschritte" habe es bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gegeben.

Lob gibt es laut der Aussendung für die Aufseher. Die makroprudenzielle Aufsicht (grundsätzliche Regulierung des gesamten Finanzsystems) werde als "sehr effektiv und angemessen" beurteilt, heißt es. Die vom IWF gemeinsam mit der OeNB durchgeführten Stresstests hätten die Stabilität des Bankensystems bestätigt.

Warnung wegen Verflachtung der Institutionen
Obwohl durch Aufsichtsmaßnahmen Risiken reduziert wurden, gibt es weiter schwelende strukturelle Risiken. An vorderster Stelle sind hier die starke Verflechtungen des Finanzsystems zu nennen. Darunter fällt zum Beispiel, dass österreichische Versicherungen tendenziell mehr Finanzsektoranleihen halten als der europäische Durchschnitt oder fallweise stark in inländischen Fonds veranlagt sind.

Auch die spezifischen Eigentümerstrukturen sowie die Abhängigkeit von der Profitabilität der Geschäftstätigkeiten in Osteuropa gefällt dem IWF nicht. FMA und OeNB sehen sich denn auch in entsprechenden Maßnahmen durch den Währungsfonds unterstützt. Dieser empfiehlt laut den Angaben, gruppenweite Risiken, finanzielle Verflechtungen sowie nicht-nachhaltige Geschäftsmodelle von Banken eng zu monitoren und konsequent aufsichtlich zu adressieren.

Immobiliensektor rückt in den Fokus
Außerdem fordert der IWF, "Datenlücken im Immobiliensektor und im Unternehmenssektor zu analysieren und zu schließen", schreiben FMA und OeNB. Ebenso sollen die "zunehmenden Systemrisiken im Wohnimmobiliensektor" stärker berücksichtigt werden. Ein Hinweis darauf, dass die Aufsicht in diesen Themen künftig genauer hinschaut.

Bei den Stresstests dürfte es laut der Aussendung Änderungen geben. Sie sollen zum Beispiel Ansteckungs- und Zweitrundeneffekte besser abbilden, multiple Szenarien verwenden oder regionale Ergebnisse stärker berücksichtigten. (eml)