Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, verwies im Rahmen einer Veranstaltung in London darauf, dass das 2015 eingeführte Programm zum Ankauf von Vermögenswerten ("Asset Purchase Programm", APP) darauf ausgelegt worden sei, den Anstieg der Verbraucherpreise wieder auf zwei Prozent zu heben. "Der Wegfall der Bedingung und damit das Ende des Programms könnte also – je nach Inflationsentwicklung – im September oder Ende des Jahres kommen", meint Holzmann. "Ich würde nicht viel Geld darauf wetten, dass die Inflation Ende 2022 unter zwei Prozent liegen wird." Modelle deuten jedoch darauf hin, dass die Teuerung 2023 oder 2024 unter dieses Niveau sinken werde, fügte der OeNB-Chef hinzu.

"Sehe keinen Grund für weitere Runde"
Holzmann sprach sich gegen Änderungen am konventionellen Anleihekaufprogramm aus und auch gegen eine weitere Runde von gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften mit dem Ziel, die Banken zur verstärkten Kreditvergabe an die Realwirtschaft zu bringen. "Die uns vorliegenden Datenanalysen zeigen, dass die zusätzlichen Kreditvergabeeffekte sehr gering waren", so Holzmann. "Ich sehe keinen Grund für eine weitere Runde – der wirtschaftliche Effekt ist gering."

Österreichs Notenbank-Chef gilt im EZB-Rat als besonderer Hardliner, aber auch als weniger einflussreich als sein deutscher Kollege Jens Weidmann oder der Holländer Klaas Knot. In fünf Wochen entscheidet die EZB über den weiteren geldpolitischen Kurs für die Zeit nach der Pandemie. Während Präsidentin Christine Lagarde signalisiert hat, dass die Pandemiekäufe wie geplant im März enden werden, gibt es keinen Konsens darüber, was mit dem konventionellen Anleihekaufprogramm der Notenbank geschehen soll, das derzeit 20 Milliarden Euro pro Monat umfasst. Die Inflation im Euroraum – die in den Jahren nach der globalen Finanzkrise gedämpft war – ist inzwischen doppelt so hoch wie der offiziell angestrebte mittelfristige Zielwert. (mb/Bloomberg)