Der Ölpreis hat am Montag dieser Woche (9. März) so stark nachgegeben wie zuletzt vor 30 Jahren. Führende Ölförderstaaten hatten zuvor darüber verhandelt, ihre Produktion zu drosseln – und sich ohne Ergebnis getrennt. Anleger befürchteten in der Folge einen Preiskrieg und schickten den Ölpreis auf Talfahrt. In Kombination mit der Covid-19-Epidemie werden die gescheiterten Verhandlungen zu einem giftigen Gemisch für den Ölmarkt, sagt Névine Pollini, Aktienanalystin der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP).

Nach Angaben der Opec dürfte die weltweite Ölnachfrage im laufenden Jahr wegen des Coronavirus nur um 480.000 Barrel wachsen. Ende vergangenen Jahres war das Kartell noch von 1,1 Millionen Barrel Wachstum im Jahr 2020 ausgegangen. Zugleich sind die Sorgen der Investoren vor einem Preiskrieg durchaus berechtigt, urteilt Pollini. Der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland, deren Allianz in den vergangenen drei Jahren den Ölpreis gestützt hat, dürfte ihn auf einen mehrjährigen Tiefstand drücken, prognostiziert die Expertin.

Exportländern drohen politische Krisen
Sowohl Russland als auch Saudi-Arabien haben angekündigt, mehr Öl fördern zu wollen, um ihre Marktstellung zu schützen. Zusammen mit der nachlassenden Wirtschaftstätigkeit wegen der Corona-Krise dürfte das die Preise weiter abstürzen lassen. In Öl-Exportländern wie Iran und Venezuela könnte der Preiseinbruch soziale Unruhen und politische Krisen auslösen, warnt die UBP-Analystin. "Die unmittelbaren Folgen wird die amerikanische Schieferindustrie zu spüren bekommen, da die Förderung von Schieferöl zu teuer ist und die meisten Unternehmen in diesem Sektor stark verschuldet sind", sagt sie.

"Wir glauben, dass der Ölmarkt vor einer tödlichen Kombination steht: zu viel globale Ölproduktion bei gleichzeitiger Verlangsamung des Wirtschaftswachstums", fasst Pollini zusammen. "Wir würden uns auf jeden Fall von diesem Sektor fernhalten und halten an der von uns seit September 2019 empfohlenen Untergewichtung des Sektors fest." (fp)