Die Europäische Union (EU) hat Atomenergie zu einer nachhaltigen Investition erklärt. Das steht zumindest in ihrem vieldiskutierten Vorschlag für die Einstufung von Atomkraft- und Erdgas-Projekten in die EU-Taxonomie vom 01. Januar 2022. Die Entscheidung der EU, ausgerechnet Kernergie zum grünen Investment zu erklären, trifft auf viel Unverständnis. So sagt auch Alexander Funk, Fondsmanager von Ökoworld, gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS): "Meiner Meinung nach ist dieses Papier ein Super-GAU für die Anleger, die ihr Erspartes mit gutem Gewissen anlegen möchten." Grundsätzlich sei eine Norm begrüßenswert, aber. "Die Vorschläge enthalten sehr viel Regulatorik. Da kann man sich schon fragen, ob das im Interesse der Anleger ist oder nicht doch eher im Interesse der Produktanbieter."

Der Nachhaltigkeitsexperte fordert mehr Klarheit bei vermeintlich grünen Anlageprodukten. Oft befänden sich in den angeblich nachhaltigen Fonds weiterhin Unternehmen wie Waffenhersteller, Erdöl-Produzenten oder eben Atomkrafterzeuger. Damit Anleger leichter eine informierte Entscheidung treffen können, plädiert Funk wie bei Lebensmitteln für eine Art Beipackzettel für Anlageprodukte. "Statt 'Kann Spuren von Nüssen enthalten' steht dort dann eben 'Waffen, Erdöl' und so weiter", sagt der Experte gegenüber der FAS. Für Anleger sei es wichtig, genau zu hinterfragen, welche Hintertürchen bei der nachhaltigen Kapitalanlagestrategie des jeweiligen Anbieters offen gehalten wurden. 

Gekommen, um zu bleiben
Funk ist sich sicher, dass das Thema Nachhaltigkeit die Finanzmärkte langfristig bewegen wird. "Ich glaube nicht, dass es eine Eintagsfliege wird wie 2007, als die erneuerbaren Energien plötzlich in Mode waren an den Märkten, und dann kam die Finanzkrise, und das Thema war erledigt." Die breite Masse der Anleger sei wirklich daran interessiert, ihr Geld so anzulegen, dass es die Welt ethisch, ökologisch und sozial voranbringt. Die Verantwortung der Finanzbranche sei es nun, dafür zu sorgen, dass die Anleger auch wirklich das bekommen, was sie wollen. (fp)