Der aktuellen Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion im vierten Quartal um 0,1 Prozent schrumpfen. In der letzten Umfrage war noch eine bloße Stagnation erwartet worden. Anfang 2024 wird eine leichte Erholung gesehen.

"Wir bezweifeln, dass wir uns am Anfang eines Aufschwungs befinden", sagt Jörg Angele, Ökonom bei der Bantleon Bank. "Der Gegenwind ist nach wie vor stark, vor allem durch die massiven Zinserhöhungen."

Hauptverantwortlich für die Konjunkturschwäche der Eurozone ist ihr größtes Mitglied Deutschland. Die Flaute im heimischen verarbeitenden Gewerbe kann sich angesichts der Haushaltskrise und der schwachen weltweiten Nachfrage kaum erholen. Für das vierte Quartal wird nun ein Rückgang von 0,2 Prozent gesehen – in der vorigen Umfrage waren 0,1 Prozent Schrumpfung erwartet worden.

Märkte und Notenbanker überrascht
Die Umfrage widerspricht der optimistischeren Novemberprognose der Europäischen Kommission, die für die Eurozone eine Rückkehr zu Wachstum vorhergesagt hat, dank des steilen Rückgangs der Inflation und einem robusten Arbeitsmarkt.

Die jüngste Verlangsamung der Inflation hat sowohl die Märkte als auch die Währungshüter überrascht. Zinsswaps preisen inzwischen eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank bereits im Frühjahr ein.

Die befragten Ökonomen haben ihre Inflationsprognosen bis September 2024 gesenkt, für die Zeit danach jedoch angehoben. Laut der Umfrage dürfte der Preisanstieg bis weit ins Jahr 2025 hinein nicht auf das Zwei-Prozent-Ziel der EZB zurückgehen. (mb/Bloomberg)