Volkswirte haben ihre Erwartungen zum Ende des geldpolitischen Lockerungszyklus der Europäischen Zentralbank (EZB) nach vorn verlegt. In der jüngsten Ökonomen-Umfrage von "Bloomberg News" gehen die Experten davon aus, dass die Leitzinsen bis Ende nächsten Jahres vierteljährlich herabgesetzt werden. Nach sechs aufeinanderfolgenden Senkungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt dürfte der Einlagensatz im Dezember 2025 bei 2,25% liegen. Bislang signalisierte die Konsenserwartung, dass dieses Niveau erst im zweiten Quartal 2026 erreicht werden dürfte.

Die EZB hatte im Juni damit begonnen, die Leitzinsen zu senken, da sie davon ausgeht, dass die Inflation in absehbarer Zeit wieder auf das Zielniveau von zwei Prozent zurückgehen wird. Die EZB-Räte lassen kaum Zweifel daran, dass der ersten Lockerung der Geldpolitik weitere Zinssenkungen folgen werden. Mit Verweis auf das unsichere wirtschaftliche Umfeld wollen sie sich jedoch nicht auf einen bestimmten Zeitplan festlegen.

Schlechtere Konjunkturaussichten
Hartnäckiger Lohndruck schürt noch immer die Binneninflation und ließ bei der letzten geldpolitischen Sitzung einige Ratsmitglieder zweifeln, ob im Jahresverlauf mehr als ein weiterer Zinsschritt möglich sein wird. Seitdem haben sich jedoch die konjunkturellen Aussichten verschlechtert. Das bestärkt diejenigen, die für schnellere Zinssenkungen plädieren.

Im Euroraum kam das Wachstum des privaten Sektors im Juli zum Stillstand; Deutschland bleibt für den Rest der Region ein Bremsklotz. Die von Bloomberg befragten Ökonomen senkten ihre BIP-Prognosen für Deutschland und rechnen für dieses Jahr nun nur noch mit einem Minimalwachstum von 0,1 Prozent. (fp/Bloomberg)