Die US-Wirtschaftsleistung ist im zweiten Quartal überraschend erneut geschrumpft. Wie das Wirtschaftsministerium nach einer ersten Schätzung meldete, ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufs Jahr hochgerechnet um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurück. Ökonomen hatten im Vorfeld im Konsens ein Plus von 0,5 Prozent erwartet.

Weil die Wirtschaftsleistung in den USA auch im ersten Quartal schon nachgegeben hatte, sei die Daumenregel für das Vorliegen einer Rezession – nämlich zwei Rückgänge in Folge – nun zwar erfüllt, erläutert Dirk Chlench, Ökonom der LBBW. Tatsächlich lege in den Vereinigten Staaten jedoch das National Bureau of Economic Research fest, wann es eine Rezessionsphase gebe. Die Volkswirte dort beobachteten dafür eine Reihe von Indikatoren, wovon der wichtigste die Entwicklung am Arbeitsmarkt sei.

Folgen für den Kurs der Fed
"Angesichts des weiterhin erfolgenden Beschäftigungsaufbaus halten wir es wie Fed-Präsident Jerome Powell und glauben, dass sich die US-Wirtschaft noch nicht in einer Rezession befindet", sagt Chlench. "Aber angesichts der rapiden Verschlechterung der Stimmungsindikatoren kann sich dieser Befund schon in den nächsten Monaten ändern."

Die US-Notenbank dürfte vor dem Hintergrund des eingetrübten Wirtschaftsausblicks ihren eingeschlagenen Zinserhöhungskurs bereits Ende dieses Jahres auslaufen lassen, stellt der LBBW-Ökonom fest. Die Fed hatte am Mittwoch den Leitzins erneut um 0,75 Prozentpunkte angehoben, damit liegt der Zins nun in der Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. (ohm)