Die einstige EU-Konjunkturlokomotive Deutschland ist neben dem von Rekordinflation und Schuldenkrise geplagten Argentinien das einzige Land in der Gruppe der 20, dessen Wirtschaft in diesem Jahr schrumpft. Laut der neuen Prognose der OECD vom Dienstag (19.9.) wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,2 Prozent zurückgehen – in der letzten Vorschau hatte die Pariser Organisation Deutschland noch eine Stagnation avisiert. 2024 soll es ein mageres Wachstum von rund 0,9 Prozent geben, nicht die noch im Juni in Aussicht gestellten 1,3 Prozent.

Die Prognose der OECD ist damit immerhin noch geringfügig optimistischer als die der Europäischen Kommission oder der Bundesbank. Letztere erwartet für 2023 einen Rückgang um 0,3 Prozent und konstatierte am Montag (18.9.) einen "erheblichen Anpassungsdruck" für den Standort. 

Die OECD verwies zwar auf die allgemeine Schwäche Europas und stufte auch Italien und die Eurozone als Ganzes herab, hob aber insbesondere die Schwäche Deutschlands hervor. Die wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands sind in erster Linie auf eine Kombination aus einer Energiekrise nach dem Wegfall der russischen Gaslieferungen und einer mangelnden Nachfrage aus China zurückzuführen. (mb/Bloomberg)