Zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 hat die Fed Anfang der laufenden Woche außerplanmäßig die Leitzinsen gesenkt. Sie will damit die möglicherweise drastischen Schäden abfedern, die der amerikanischen Wirtschaft durch die Coronavirus-Epidemie entstehen könnten. Ziel der Zinssenkung dürfte es sein, den Konsum zu beleben, sagt Lidia Treiber, Research-Expertin beim ETF-Anbieter Wisdom Tree. Der leidet besonders stark unter der Epidemie. So sind in China die Autoverkäufe im Februar um 80 Prozent gesunken – einer der größten Rückgänge in der Geschichte.

Treiber hat allerdings Zweifel, ob die Fed mit niedrigeren Zinsen ihr Ziel erreicht. "Die geldpolitische Lockerung dürfte zwar unmittelbare Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt haben. Dennoch werden die gewünschten positiven Nachfrageeffekte ohne eine Verpflichtung zu fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen nicht greifen", urteilt die Marktbeobachterin.

EZB hat keinen Spielraum beim Leitzins
In Europa dürfte die Notenbank gar nicht erst in die Verlegenheit kommen, über niedrigere Zinsen nachzudenken. Sie hat auf geldpolitischer Seite kaum noch Spielraum. Umso mehr spricht für fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen, argumentiert die Wisdom-Tree-Expertin: "Jetzt könnte der Zeitpunkt gekommen sein, die finanzkräftigen Länder zur fiskalischen Expansion zu veranlassen. Das könnte das geeignete Instrument sein, um die Nachfrageseite anzukurbeln und der Abschwächung des Wachstums in der ersten Hälft des Jahres 2020 gegenzusteuern." (fp)