Anleger sollten sich keine allzu großen Sorgen über die gestiegenen Inflationsraten machen, sagt Nordea-AM-Stratege Sébastien Galy. Er ist sich sicher: Die hohen Werte sind nur vorübergehender Natur. Die Kerninflation dürfte bald auf einen deutlich tieferen Wert zurückkehren und dort bis auf weiteres verharren. In den USA werden sich die Preissteigerungen voraussichtlich abschwächen, sobald die Konjunkturprogramme und der Schutz vor Zwangsräumungen im September auslaufen, analysiert Galy. "Auch in Europa dürfte sich die Inflation verlangsamen, da der größte Teil der Dynamik der Fiskal- und geldpolitischen Notmaßnahmen nachzulassen beginnt", sagt er.

Der Aufwärtsdruck auf die Preise von Rohstoffen, die Bestandteil vieler Warenkörbe zur Inflationsmessung sind, dürfte in den kommenden Monaten schwinden, prognostiziert der Stratege. Auch die Störungen in diversen Lieferketten werden wohl bald behoben sein. Insgesamt dürfte das Angebot von Gütern und Dienstleistungen zunehmen, auch dank steigender Investitionen. "Im Zuge dieser Entwicklung dürfte die Nachfrage im Verhältnis zum Angebot nachlassen und zugleich die Automatisierung zunehmen, was den Inflationsdruck abschwächen sollte", erklärt Galy.

Notenbanken bleiben expansiv
In den USA sind die Preise von Medikamenten eine zentrale Inflationsquelle. Dort sieht der Nordea-Stratege eine Trendwende heraufziehen: Die staatliche US-Krankenversicherung Medicare könnte bald dazu ermächtigt werden, die Arzneimittelpreise auszuhandeln. Die Verhandlungsmacht der Versicherung würde wohl dazu führen, dass die Preise sinken. 

Angesichts all dieser Faktoren halten sich die meisten Zentralbanken mit geldpolitischen Straffungen zurück. Wenn überhaupt, dann straffen sie sehr langsam, sagt Galy – etwa im Fall von Norwegen, Kanada und Neuseeland. Investoren können sich also trotz aktuell hoher Inflationszahlen der Unterstützung der großen Notenbanken gewiss sein. (fp)