Den US-Aktienmärkten könnte ein Bärenmarkt bevorstehen, schreibt der Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Shiller hat sich die Entwicklungen der US-Börsen in der Vergangenheit angesehen und auch das Entstehen der insgesamt 13 Bärenmärkte der Vergangenheit analysiert. "Der US-Aktienmarkt von heute erinnert sehr stark an die Spitzenzeiten vor den meisten Bärenmärkten der Vergangenheit", sagt Shiller. 

Das solle zwar nicht heißen, dass ein Bärenmarkt mit Sicherheit kommt. Derartige Entwicklungen seien schwer zu prognostizieren und die nächste Baisse könne noch lange auf sich warten lassen. "Allerdings soll meine Analyse als Warnung dienen", sagt Shiller. Anleger, die aufgrund einer falschen Einordnung der Vergangenheit heute ein zu hohes Aktienrisiko auf sich nähmen, könnten erhebliche Verluste erleiden.

Niedrige Volatilität beruhigt nicht
Medien beschreiben einen klassischen Bärenmarkt als einen Rückgang der Aktienkurse um 20 Prozent, die Marke ist als Hinweis auf Kursrückgänge anerkannt. Shiller verwendete die 20-Prozent-Marke für seine Untersuchung und fügte noch einen eignen zeitlichen Rahmen hinzu. "Laut meiner Definition bestand der Spitzenwert vor einem Bärenmarkt im letzten 12-Monats-Hoch eines Jahres, bevor die Werte im Folgejahr in irgendeinem Monat um 20 Prozent darunter lagen", schreibt er.

Ein Ergebnis seiner Analyse: Starkes Wachstum lässt die Wahrscheinlichkeit eines Bärenmarktes nicht sinken. "Tatsächlich zeigte sich in den Spitzenmonaten vor Bärenmärkten der Vergangenheit tendenziell ebenfalls ein hohes reales Gewinnwachstum der Unternehmen: nämlich durchschnittlich 13,3 Prozent jährlich im Falle aller 13 Bärenmärkte", so Shiller. Auch die aktuell niedrigen Schwankungen bedeuten nicht, dass sich kein Bärenmarkt nähere. Im Spitzenmonat vor dem großen Crash im Jahr 1929 sei die Volatilität mit 2,8 Prozent ebenfalls recht gering gewesen. (fp)