Die US-Konjunktur boomt, die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr. US-Präsident Donald Trump ist bekannt für seine saloppe Art und seine gezielten Tabu- und Regelbrüche – genau diese Art gibt den Amerikanern Zuversicht, so Nobelpreisträger Robert Shiller in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Die langfristigen Risiken von Trumps Politik sind allerdings größer als der kurzfristige Nutzen, warnt er. "Man darf sich nicht täuschen lassen. Ein Kollaps ist jederzeit möglich, sowohl an den Aktien- als auch an den Immobilienmärkten."

Zwar sind die Finanzmärkte bisher von Trump durchaus angetan. Shiller ist aber überzeugt: "Der Einbruch wird kommen." Der Grund: Für die Weltwirtschaft ist die aggressive protektionistische Politik des amerikanischen Präsidenten eine tickende Zeitbombe, warnt er.

Das Ergebnis der US-Halbzeitwahlen ist für Shiller "in erster Linie Ausdruck einer unglaublichen Polarisierung des Landes." Fühlt sich Trump in die Enge getrieben, könnte er noch impulsiver und aggressiver reagieren, befürchtet der Ökonom.

Militärische Eskalation nicht ausgeschlossen
Die größte Gefahr besteht allerdings darin, dass Trump irgednwo auf der Welt einen Krieg anzettelt, etwa gegen Nordkorea, sagt Shiller. Außerdem hätten drohende Handelskriege – etwa mit China – ohnehin enorme Folgen für die Finanzmärkte.

Noch sind die Asset-Preise vor allem in den USA zwar auf einem hohen Niveau. Doch der Ökonom ist überzeugt: Das wird sich mittelfristig ändern. Und das dürfte eben vor allem an Trump liegen, den Shiller als "gefährlichsten Präsident der amerikanischen Geschichte" bezeichnet. Allerdings sind die Europäer auch nicht viel besser dran.

"Im Vergleich zu Amerika wirkt Europa schwach – ökonomisch wie politisch", unkt Shiller. Der Brexit sei ein schwerer Rückschlag, und dass ein europäischer Traum eines Tages den amerikanischen ersetzen kann, hält Shiller für völlig ausgeschlossen. fp)