Zwischen den teuersten und den günstigsten Aktien auf dem Markt klafft derzeit eine gewaltige Lücke. Die Bewertungsunterschiede sind seit Jahresbeginn deutlich gestiegen, und zwar innerhalb aller Sektoren und sowohl in Europa als auch in den USA. Solche extremen Differenzen waren bisher immer ein Signal, Value-Aktien zu kaufen, sagt Nicolas Simar, Leiter der Equity-Value-Boutique bei NN Investment Partners (NNIP). Anleger sollten dieses Signal nicht ignorieren, mahnt er.

Auch die solide Weltkonjunktur dürfte Value-Titel zugutekommen. "Finanzunternehmen, baunahe Firmen und Werkstoffunternehmen werden vermutlich von einem besseren gesamtwirtschaftlichen Umfeld profitieren", sagt Simar. Darüber hinaus korrelieren diese Sektoren positiv mit steigenden Anleiherenditen und einer anziehenden Inflation, die der NNIP-Experte über kurz oder lang kommen sieht. "Die gesamtwirtschaftliche Belebung unterstützt eher einen Value- als einen Quality-Growth-Ansatz", erklärt er.

Trendwende in Sicht
In den vergangenen Jahren haben Wachstumstitel deutlich besser abgeschnitten als Substanzaktien. Im aktuellen Umfeld, das von einer Wirtschaftserholung und einer allmählich strafferen Geldpolitik der großen Notenbanken gekennzeichnet ist, könnte dieser Trend drehen. Grund: Während Value-Aktien von steigenden Zinsen und höherer Inflation profitieren, leiden Growth-Titel unter ebendiesen Entwicklungen. "Wir könnten uns an einem interessanten Wendepunkt befinden", sagt Simar. Sein Rat: Anleger sollten, nachdem sie Value-Aktien ein Jahrzehnt vernachlässigt haben, ihren Investmentstil überdenken. (fp)