Die USA kämpfen mit den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie. Diese dürften den Ausgang der Präsidentschaftswahl im November beeinflussen, meint John Vail, Chefstratege bei Nikko Asset Management. Amtsinhaber Donald Trump erntet bislang gemischte Reaktionen auf sein Krisenmanagement. Während das Gros der Investoren wahrscheinlich weiter davon ausgeht, dass Trump gute Chancen auf eine Wiederwahl hat, beurteilt Vail die Lage anders: "Wir glauben, wenn auch nicht mit großer Zuversicht, dass er verlieren wird." 

Der Senat dürfte in republikanischer Hand bleiben, prognostiziert der Nikko-AM-Chefstratege. Ein demokratischer Präsident müsste also den linken Flügel seiner Partei durch wichtige Kabinettspositionen, Exekutivmaßnahmen und Regulierungen zufriedenstellen, analysiert er. "In einem solchen Fall könnte ein gespaltener Kongress allenfalls größere Steuererhöhungen verhindern." Anlegern und Unternehmern rät Vail angesichts eines möglichen politischen Umschwungs zur Vorsicht.

US-Leitzins bleibt positiv
Die US-Notenbank Fed dürfte die Märkte weiterhin unterstützen, schätzt der Experte – insbesondere auch unter einem demokratischen Präsidenten, der das Haushaltsdefizit womöglich noch ausweiten würde. Negativzinsen erwartet Vail zwar nicht. "Es besteht aber eine beträchtliche Chance, dass die Fed versuchen wird, die Zinsstrukturkurve zu kontrollieren, indem sie die dreijährigen Anleihen im vierten Quartal im Bereich von 0,3 Prozent festschreibt", sagt er.

Dahinter würde die Hoffnung stecken, dass die Kurve bei Anleihen mit längeren Laufzeiten allmählich ansteigt. Ob es so kommt und ob das Kalkül der Notenbank aufgeht, wird sich nach September zeigen. (fp)