Die meisten Verbraucherpreise sind im Juli erneut sprunghaft gestiegen, von Panik sind die meisten Experten jedoch weit entfernt. Auch Steven Williams, Portfoliomanager bei Nikko Asset Management, hält die hohen Inflationsraten für ein kurzfristiges Phänomen. "Wir glauben, dass sich der Markt im Oktober wieder beruhigt haben könnte und reif für einen neuen Reflationsschub ist", sagt er. Es sei unwahrscheinlich, dass die Inflation langfristig bei zirka fünf Prozent bleibt – vor allem, nachdem die Preise für Öl und andere Rohstoffe wieder deutlich nachgegeben haben.

Noch führt die US-Notenbank Fed ihre ultralockere Geldpolitik unverändert fort – zumindest so lange, bis die Coronakrise ausgestanden ist, meint Williams. "Wir gehen davon aus, dass die derzeitige Ansteckungswelle nicht nur die Ängste vor einer Konjunkturabschwächung, sondern auch die Erwartung einer anhaltenden Stimulierung durch die Zentralbanken verstärken wird", erklärt der Portfoliomanager. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um auf die Bremse zu treten? Die Fed sieht ihn noch nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihr Inflationsziel unterdessen auf zwei Prozent angehoben. Somit spricht einiges dafür, dass sie mit ihren Anleihekäufen weitermacht wie bisher.  

Tapering Ende des Jahres möglich 
Vieles deutet darauf hin, dass die Fed eine mögliche geldpolitische Straffung von den Ergebnissen des US-Verbraucherpreisindex am 10. Dezember abhängig machen wird. Sollten die Rohstoffpreise bis dahin entgegen den Erwartungen wieder ansteigen, könnte die Teuerung deutlich über zwei Prozent liegen. Wenn die Preise weiter zurückgehen, dürfte die Inflation wieder unter die Zwei-Prozent-Marke rutschen, prognostiziert Williams. Der Anlageexperte geht allerdings davon aus, dass die Teuerung dann immer noch über drei Prozent liegen wird. "Dies könnte mit dem Beginn der vierten Covid-19-Welle zusammenfallen", sagt er. (fp)