Wer heutzutage sein Geld vermehren möchte, kann es nicht einfach auf dem Sparkonto liegen lassen. Denn weil die Zentralbanken an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten, gibt es für Haushalte und Firmen nicht nur keine Zinsen mehr, sondern sie müssen ab einem bestimmten Einlagebetrag vielen Geldinstituten sogar einen Negativzins zahlen. Das stößt der Mehrheit sauer auf. Dabei nutzt der niedrige Leitzins Verbrauchern und Unternehmen unterm Strich sogar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Laut der Erhebung tragen negative Leitzinsen dazu bei, Kreditvergabe und Konjunktur anzukurbeln und einen allgemeinen Preisverfall zu verhindern, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ).

"Es war auf jeden Fall richtig, das Instrument in den Instrumentenkasten aufzunehmen“, sagt Gaston Gelos, Leiter der Abteilung Geldpolitik beim IWF. Dass die Negativzinsen so ein schlechtes Image haben, liegt seiner Meinung nach an einigen Missverständnissen. Ohne ein Durchbrechen der Nulllinie hätten die Notenbanken keine Möglichkeit mehr gehabt, die Konjunktur mit Mitteln der klassischen Geldpolitik zu stimulieren. "Entgegen mancher Kritik sind sie also nicht Verursacher der allgemeinen Zinsentwicklung, sondern Leidtragende“, sagt Gelos. 

Inflation oft unterschätzt
In der Diskussion um den niedrigen Leitzins werde zudem oft die Inflation außer Acht gelassen. Denn ob man Geld gewinnt oder verliert hängt, nicht nur vom Zinssatz ab. "Was nutzt mir ein Nominalzins von drei Prozent, wenn die Inflationsrate bei vier Prozent liegt: Mein Geld verliert dann trotz positivem Zins an Wert,“ sagt Gelos. Natürlich müsse man darauf achten, dass die Niedrigzinspolitik nicht in zu hohen Schulden und Spekulationsblasen mündet. Bislang allerdings gebe es keine Hinweise darauf. (fp)