Seit vergangenem Sonntag ist Renaud de Planta der neue Chef der Genfer Privatbank Pictet. Im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) spricht de Planta unter anderem über das Erfolgsgeheimnis des Geldinstituts. Pictet ist in den vergangenen zwanzig Jahren in Euro gerechnet im Schnitt pro Jahr um 8,5 Prozent gewachsen – und zwar organisch, also ohne Akquisitionen. "Wo andere in Jahren denken, denken wir in Jahrzehnten", sagte er der Zeitung.

Besonders deutlich werde dies beim Blick auf die Führungsriege der Privatbank. Ein Partner bei Pictet bleibe im Durchschnitt 20 Jahre im Amt, erklärte de Planta der Zeitung. Überall sonst rotiert das Personen-Karussell deutlich schneller: "In der gesamten Finanzbranche beträgt die Verweildauer auf der Kommandobrücke durchschnittlich nur rund vier Jahre", sagte der Pictet-Chef. Sich selbst sieht er nicht als Vorstandsvorsitzender, sondern eher in der Rolle eines Spielertrainers. 

In Krisen antizyklisch agieren
Dass die Erfolgsformel greift, zeige sich unter anderem am hauseigenen Wasserfonds: "Den haben wir in einer Zeit lanciert, als der kommerzielle Erfolg eines solchen Produkts nicht garantiert war", sagte de Planta. Mittlerweile habe sich das Warten ausgezahlt: In den vergangenen 20 Jahren habe der Fonds 400 Prozent zugelegt, während der Weltindex MSCI World um 100 Prozent stieg. Auch in Zukunft fühle man sich mit Produkten abseits des Mainstream wohl, gerade im Hinblich auf die zunehmende Billigkonkurrenz durch passive Papiere: "ETFs bringen Preisdruck in undifferenzierte Produkte. Daher bewegen wir uns mehr und mehr Richtung Nischen." 

Dass sie nicht auf den kurzfristigen Erfolg im nächsten Quartal achten müssen, komme ihnen auch in der Personalpolitik zugute: "Gerade in Krisenzeiten agieren wir antizyklisch und holen Talente an Bord", erklärte der Pictet-Chef. Allein in diesem Jahr habe die Privatbank 300 neue Mitarbeiter eingestellt. (fp)