Der Herrenanzug gehört nicht länger zu den 700 Gütern im Warenkorb des britischen Statistikamts ONS, weil die Briten nicht mehr genug Anzüge kaufen. Die Statistiker beziehen die Preise für Sakkos nicht mehr in die durchschnittliche Berechnung der Inflation ein, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Lange galt der 1947 in die Statistik aufgenommene Anzug als Klassiker in der Londoner City, doch im Jahr 2020 brachen die Verkaufszahlen wegen der behördlich verordneten Kontaktbeschränkungen ein. Viele Männer arbeiteten zu Hause, brauchten also keinen Dreiteiler fürs Büro mehr. Schätzungen der Marktforscher von Kantar haben ergeben, dass die Briten im ersten Pandemiejahr nur noch zwei statt wie zuvor fünf Millionen Anzüge gekauft haben.  

"Die Pandemie hat einige wirklich interessante Änderungen in den Einkaufsgewohnheiten bewirkt", erklärt Sam Beckett, Chef der ONS-Wirtschaftsstatistik, gegenüber der "FAZ“. "Und da immer noch viele Menschen von zu Hause arbeiten, ist die Nachfrage nach formeller Bekleidung weiter zurückgegangen.“ Ganz wurde Herrenkleidung nicht aus den Berechnungen genommen. Als Ersatz für den Anzug nimmt das ONS nun Blazer und Anzugjacken in den Warenkorb auf. Denn die Beamten rechnen nicht damit, weiterhin nur die im Homeoffice lieb gewonnenen Jogginganzüge zu sehen. Stattdessen geht der Trend laut "FAZ“ zum halb formellen "Smart casual“, jetzt, wo die Büros wieder offen sind.  

In Deutschland bleiben Anzüge im Warenkorb  
Auch in Deutschland sind Anzüge nicht besonders relevant für die Preisentwicklung, obwohl sie bisher noch im Warenkorb des Statistischen Bundesamtes vertreten sind. "Der Herrenanzug hat keine große Verbrauchsbedeutung", zitiert die "FAZ" einen Vertreter der Behörde. Dementsprechend gering sind Anzüge gewichtet: Durchschnittlich fließen von 1.000 Euro, die ein Deutscher ausgibt, nur ganze 73 Cent in den Kauf von Anzügen. Solange der Absatz aber messbar bleibt, soll der Anzug weiter Teil des Warenkorbs sein. (fp)