Angesichts der unterschiedlichen Entwicklungen auf dem Anleihe- und Aktienmarkt wissen viele Anleger gerade nicht recht, welche Reaktion angemessen ist: Skepsis oder Optimismus? "Am Anleihemarkt gab es zuletzt viel Durcheinander", sagt Joseph Amato vom Vermögensverwalter Neuberger Berman. Viele Experten sehen darin Anzeichen für eine aufkommende Rezession. Das wichtigste Indiz: Die Zinskurve entwickelte sich zuletzt invers, auf langfristige Anlagen gibt es aktuell also weniger Zinsen als für Anleihen mit kurzer Laufzeit. Das gilt gemeinhin als Zeichen dafür, dass die Konjunkturlage kippen könnte. 

Tatsächlich gibt es Amato zufolge aber keinen Grund für allzu schlechte Stimmung. So hatte EZB-Präsident Mario Draghi zuletzt angedeutet, er wolle einen mehrstufigen Einlagenzins einführen. Banken sollen also nicht mehr so hohe Strafzinsen zahlen, wenn sie ihr überschüssiges Geld bei der EZB parken. Das wäre eine deutliche Entlastung. Und "was gut für die Banken ist, ist auch gut für Kreditvergabe und Kapitalfluss", sagt Amato.

Augen auf den Aktienmarkt
Verunsicherte Anleger sollten sich ohnehin besser am Aktienmarkt orientieren. Hier bilde sich die aktuelle Konjunktur realistischer ab, sagt der Investment-Experte. Er ist überzeugt, dass die Bewertung der Aktienmärkte die Lage der Wirtschaft widerspiegelt. Und das ist eine frohe Botschaft: Die großen Indizes legten seit Anfang des Jahres stark zu. Der S&P 500 etwa stieg um fast 14 Prozent. (fp)