Wollte man den Status Quo des Anleihenmarktes mit den Worten eines Boxkampf-Kommentators beschreiben, klänge das wohl so: "In der linken Ecke der Titelverteidiger, das traditionelle Fixed-Income-Management, in der rechten Ecke der Herausforderer, die Hedgefonds-Industrie.Die Kontrahenten haben schon eine Anzahl an Runden hinter sich, bislang konnte sich keine Seite durchsetzen, man wartet auf den entscheidenden Schlag." Und der könnte schneller kommen, als gedacht.

Nirgendwo zeigt sich das so deutlich wie am Markt für fünfjährige US-Staatsanleihen. Dort befinden sich die Positionen der netto long aufgestellten – in der Mehrzahl institutionellen – Investoren  mit 1,5 Millionen Kontrakten auf einem Allzeithoch. Auf der anderen Seite sind die Netto-Short-Positionen der Hedge Fonds-Industrie mit 1,1 Millionen Stück fast ebenso mächtig. Die Verfechter weiterer Kursschwächen führen die Zinspolitik der US Federal Reserve sowie die versprochene Investitionspolitik von Donald Trump ins Feld. Auf der anderen Seite steht die Meinung, dass das Trump-Programm zum ersten noch nicht ausdefiniert ist und möglicherweise auch die Erwartung  bezüglich der Fed-Zinsanhebungen überzogen sein könnten. Außerdem werden langfristig orientierte Investoren von den als günstig wahrgenommen Kurs-Niveaus der Treasuries angelockt.

 

Echtes contra Spielgeld
Das sogenannte "fast money“ setzt massiv auf fallende Anleihen-Kurse und steht in Opposition zum sogenannten "real money“, das auf steigende Kurse setzt. Wer sich durchsetzen wird? Historisch gesehen das von den Institutionellen vertretene "echte“ Geld, schlicht aufgrund der Marktmacht. "Ich bin überrascht, dass die spekulativen Daten sich nach wie vor so stark präsentieren“, erklärt Jay Barry, U.S. fixed-income Stratege bei JP Morgan Chase.

Er zeigt sich gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg fest davon überzeugt, dass dieses Herdenverhalten der Hedge Fonds einen klassischen Kontra--Indikator darstellt: "Historisch gesehen ist das in 75 Prozent der Fälle genau so gewesen“, erklärt der Analyst. In der Hedge Fonds-Industrie – zumindest dem Teil, der short positioniert ist – sieht man das naturgemäß anders. So prognostiziert Jason Evans, Mitbegründer von Nine Alpha Capital, in einer Notiz, dass die Fed die Zinsen dieses Jahr drei Mal anheben wird. "Wir werden Ende des Jahres höhere Renditen haben. Damit kennen wir zumindest die Richtung, in die es gehen wird.“ Dass Institutionelle ihre Long-Positionen so dermaßen aufgestockt haben, stört ihn weniger: "Dass es Zu- und Abflüsse gibt, ist verständlich.“

Gefahr für Retailer
Wer letzten Endes am Boden liegen wird – Hedge Fonds oder Institutionelle – ist demnach offen. Gefährlich kann es jedoch für Retailer werden, wenn sie zwischen den Fronten aufgerieben werden und beispielsweisen Theorien von der Großen Rotation zu entschlossen folgen. Hierbei handelt es sich um die Annahme, dass es eine große Umschichtung von Bonds zu Aktien gibt. Das oben beschriebene Phänomen, wonach sich die Investments der Institutionellen in fünfjährige Treasuriers auf historischen Hochs befinden, würde gegen diese These sprechen. Dazu JP Morgan-Mann Barry: "Wenn man zu stark in eine Richtung tendiert, stellt das immer ein Risiko dar.“ (hw)