An der Börse könnte es bald wieder aufwärts gehen, glaubt Fondsmanager Bodo Orlowski vom Vermögensverwalter Signal Iduna Asset Management. "Bekanntlich wird die Hausse in der Baisse gezeugt", argumentiert der Investor. "Wenn es also so ausschaut, als könnte es kaum noch schlimmer werden, bilden die Börsen einen Boden aus, um sich wieder verlässlich nach oben zu orientieren."

Noch sei der Zeitpunkt dafür aber nicht gekommen. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse lägen zwar auf "akzeptablen Niveau", bei den geschätzten Gewinnen seien aber diverse Belastungsfaktoren nicht eingepreist. "Hier wird es noch auf Seiten der Unternehmen beziehungsweise Analysten zu Gewinnrevisionen kommen", sagt der Fondsmanager. Dennoch biete die negative Stimmung Anlass zur Hoffnung.

Schwieriges Umfeld, massive Belastungen 
Zu den Belastungsfaktoren zählt Orlowski die Zinserhöhungen der Zentralbanken. Sie bekämpfen damit einerseits die Inflation, machen es Unternehmen aber andererseits schwerer, zu investieren. Das könnte sich negativ auf die Kurse auswirken.

Auch die hohen Energiekosten tragen ihren Teil dazu bei. Vor allem die Europäer werden hier besonders stark zur Kasse gebeten: Der Gasmarkt hierzulande sei um ein Vielfaches teurer als in Amerika oder Asien, so Orlowski. Zusätzlich bereitet der schwache Euro den Unternehmen Sorgen. "Diese massive Preisdifferenz wird voraussichtlich noch über mehrere Jahre hinweg anhalten und bei den energieintensiven Branchen für einen massiven Wettbewerbsnachteil sorgen", prognostiziert der Fondsmanager.

Tapetenwechsel fürs Geld
Außerdem könnte der anhaltende Fachkräftemangel die Situation der Unternehmen in westlichen Ländern verschlechtern. Selbst für einfache Aufgaben gebe es zu wenig Personal. "Das wird die Lohnkosten ebenfalls treiben beziehungsweise dazu führen, dass Marktchancen nicht wahrgenommen werden können", sagt Orlowski. "Die erwartete Rezession wird hier nur wenig Druck nehmen."

Anleger mit mehrjährigem Anlagehorizont könnten zwar auch jetzt einsteigen, müssen sich in den kommenden Monaten aber auf Schwankungen gefasst machen. Orlowski rät ihnen deshalb, auf Abstand zu Europa zu gehen und ihre Investments besser über andere Kontinente zu streuen: "Nicht nur wir freuen uns über einen Tapetenwechsel – unser Geld auch." (fp)