Die aktuelle Situation in Hongkong wird den Reformprozess in China nicht bremsen, vielmehr spielt Hongkong als bedeutender und internationaler Finanzknotenpunkt dabei auch weiterhin eine entscheidende Rolle: Dieser Meinung ist François Théret, Chief Investment Officer bei der Natixis-Partnergesellschaft Absolute Asia Asset Management.

Seit Ende September blockieren Pro-Demokratie-Demonstranten das zentral gelegene Geschäftsviertel in Hongkong und fordern von der Kommunistischen Partei Chinas, die im Jahr 1997 zugesagten demokratischen Wahlen jetzt zu ermöglichen. Dem werde Peking vermutlich nicht zustimmen wollen, sagt Théret. Schließlich hätten Regierungsvertreter erst kürzlich erklärt, dass nationale Grundprinzipien nicht verhandelbar seien. "Damit könnten sich die Proteste zu einer langwierigen Angelegenheit entwickeln."

Die kurzfristigen Schäden für die Wirtschaft zeigten sich bereits jetzt: Das Wirtschaftswachstum Hongkongs gehe seit dem Jahr 2013 zurück, und die jüngsten Entwicklungen dürften diesen Abwärtstrend noch verstärken. Die Umsätze im Einzelhandel sowie im Tourismus seien von dieser Entwicklung besonders betroffen, beispielsweise habe China Gruppenreisen nach Hongkong eingestellt. Die Auswirkungen auf den Finanzdienstleistungssektor und den Warenhandel hielten sich jedoch in Grenzen, sagt Théret.

Hongkong behält seinen Status
Die entscheidende Frage sei nun, ob die derzeit laufenden Proteste das langfristige wirtschaftliche Potenzial der Stadt gefährdeten. Nein, meint Théret – am Status von Hongkong habe sich nichts geändert. "Hongkong ist und bleibt ein bedeutender globaler Finanzplatz mit einem hohen Maß an Rechtsstaatlichkeit und mit einer zunehmend engeren Kooperation mit anderen internationalen Finanzzentren." Dabei sei Festlandchina für Hongkong ebenso wichtig wie Hongkong für China unverzichtbar bei der Umsetzung seiner derzeitigen Reformagenda. (dw)