Der jüngste Angriff des Iran auf Israel eröffnet ein weiteres, alarmierendes Kapitel in der komplizierten Geschichte des Nahen Ostens. Die Welt steht nun vor der Frage, ob es zu einer weiteren Eskalation oder einer möglichen Deeskalation kommen wird. Welche Auswirkungen dies auf die globalen Rohstoffmärkte haben könnte und was die Entwicklungen für die Asset-Allokation bedeuten, beschreibt Hakan Kaya, Senior-Portfoliomanager bei Neuberger Berman, in einem Marktkommentar.

Kaya zufolge haben die Angriffe das Potenzial, eine weitere Zäsur auf den globalen Rohstoffmärkten einzuleiten. Zwar könnte die Behauptung des Iran nach dem Angriff, die Angelegenheit sei "abgeschlossen", durchaus darauf hindeuten, dass das Land eine weitere Eskalation vermeiden möchte. "In der Realität gibt es jedoch eine Vielzahl potenzieller Volatilität, insbesondere angesichts möglicher Sanktionen gegen iranische Ölexporte, die die globale Energielandschaft weiter durcheinanderbringen könnten. Das weitere Vorgehen Israels ist von entscheidender Bedeutung und könnte zu eskalierenden Maßnahmen führen, die sich derzeit nicht in den Marktpreisen widerspiegeln", schreibt der Experte. Sollte es zu einer weiteren Eskalation kommen, könnte der Ölpreis schnell die 100-Dollar-Marke überschreiten, was erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen würde.

Sanktionen gegen russische Metalle
Zudem wird der Rohstoffmarkt durch die von den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich verhängten Sanktionen gegen Metalle aus russischer Produktion in Mitleidenschaft gezogen, wie Kaya erläutert. Die Sanktionen betreffen Aluminium-, Nickel- und Kupfer-Werkstoffe, die nach dem 13. April 2024 produziert werden. Sie sollen den Verkauf dieser Metalle auf den westlichen Märkten einschränken, was das Angebot verknappen und die Spotpreise beeinflussen dürfte.

"Die gleichzeitige iranisch-israelische Eskalation und die Sanktionen gegen russische Metalle signalisieren eine breitere Entwicklung hin zu einem Regime, das von geopolitischen Risiken beherrscht wird und traditionelle Investitionsparadigmen infrage stellt", meint Kaya. Dieses Umfeld unterstreiche die Notwendigkeit einer Diversifizierung in geopolitisch sensible Rohstoffe. Investitionen in Rohstoffe wie Öl, Aluminium, Nickel und Kupfer seien nicht nur als Strategie zur Absicherung gegen Inflationsdruck unerlässlich. Sie seien auch als Absicherung vor Angebotsschwankungen, die traditionelle Anlagen wie Aktien und Anleihen untergraben könnten, wichtig.

Geopolitisch sensible Rohstoffe übergewichtet
"Erste Risiken haben diese Rohstoffe in jüngster Zeit bereits eingepreist. In Anbetracht dieser Entwicklungen ist unsere Anlagestrategie bei den genannten geopolitisch sensiblen Rohstoffen entschieden übergewichtet. Angesichts der sich abzeichnenden Verschärfung der geopolitischen Risiken sollten Anleger eine strategische Neuausrichtung auf Rohstoffe in Erwägung ziehen, um die potenziellen Auswirkungen auf die globalen Märkte und Anlageportfolios zu steuern und abzumildern", meint der Experte. (fp)