Nach dem Willen der Politik soll die Finanzbranche das Klima retten, indem nur noch in diejenigen Firmen Geld fließt, deren Geschäftsmodell als nachhaltig eingestuft werden kann. Vermögensverwalter sehen das allerdings kritisch: "Wenn man das Thema ernst nimmt, gehen aber genau da die Probleme los, denn die Tücke steckt wie immer im Detail", sagt Marc-Oliver Lux von der Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner.

Allein die Frage "Was ist nachhaltig?", eröffne ein weites Diskussionsfeld. "Was ‚nachhaltig‘ ist, lässt sich nicht so einfach in schwarz/weiß oder gut/böse abgrenzen", sagt Lux. "Es gibt viele Grautöne, die Kompromisse notwendig machen." Zum Beispiel stufe die EU Atomkraft als nachhaltig ein, weil sie weitgehend emissionsfrei ist. Und die Versicherungsbranche gelt per se als unproblematisch, weil sie kein produzierendes Gewerbe ist. Aus Sicht von Lux sind solche Vereinfachungen nicht hilfreich – schließlich könne nicht jede Stahlhütte auf Versicherung umsatteln, weil sie sonst keine finanziellen Mittel mehr einsammeln kann. 

Alles nur Marketing?
Gemäß der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) müssen Wertpapierdienstleister nachweisen, inwieweit sie nachhaltig investieren und Kunden in der Richtung beraten. Lux sieht solche Regelungen skeptisch: "Für die Fondsindustrie mag es ein gefundenes Fressen sein, um neue Produkte zu lancieren und damit den Vertrieb mit einer neuen Story zu füttern." Auch würden zahlreiche bestehende Produkte vermutlich gezielt auf Nachhaltigkeit ausgerichtet oder zumindest umetikettiert, um dem Zeitgeist gerecht zu werden. "Nachhaltigkeit ist ohne Frage ein wichtiges Thema", sagt der Vermögensverwalter. "Ob es in dieser institutionalisierten Form dem Anleger zusätzlich nutzt oder zur bloßen Marketingschlacht mutiert, wird man sehen." (fp)