B A I L L I E G I F F O R D
Sehen Sie infolge der Corona-Krise vermehrte Anfragen durch Vertriebspartner wie Banken und unabhängige Berater, falls ja, wo sehen Sie den größten Informationsbedarf?
Gerade in diesen Zeiten des Rückzugs ins heimische Büro kommt uns zugute, dass wir unsere weltweiten Kunden seit vielen Jahren kennen und eine gute persönliche Beziehung zu ihnen pflegen. So fällt es gar nicht so schwer, von live auf remote umzustellen und auch so in engem Kontakt zu bleiben. Und in der Tat geht es im Gespräch mit unseren Kunden auch erst einmal darum, wie es ihnen geht, und wie wir alle mit der Situation umgehen. Neue Themen, bei denen wir einen erhöhten Informationsbedarf spüren, sind Fragen nach der Liquidität in unseren Investments und den Fonds. Ein anderes Thema, über das wir vielleicht mehr als sonst sprechen, sind Anpassungen in den Portfolios. Da stellen wir fest, dass unsere Kunden die unaufgeregte Art, in der wir die Strategien steuern, sehr schätzen. Wer bei Baillie Gifford investiert ist, weiß, dass wir auf sehr lange Sicht fahren und durch eine Krise wie die jetzige mit Besonnenheit hindurchschauen, sie eher für gezielte Einkäufe nutzen als für hektische Umschichtungen.
Haben Sie für 2020 einen oder mehrere Vertriebsschwerpunkte festgelegt, falls ja, welche sind das?
Für uns kommt es in diesem Jahr weiter darauf an, Baillie Gifford und unsere Investmentphilosophie bekannter zu machen. Mit unserer Kampagne "Actual Investors" wollen wir verdeutlichen, um was es beim Investieren eigentlich geht: Kapital in wachstumsstarke und innovative Unternehmen zu allokieren, dorthin, wo es den größten Nutzen für die Gesellschaft und damit auch für den Investor stiftet. Dazu ist es wichtig, in Dekaden statt in Quartalen zu denken. Für diese Haltung wollen wir weiter werben. Damit wir dies noch stärker tun können, haben wir seit April Tanja Schneider an Bord. Sie war zuletzt als Senior Sales Managerin bei First Private für institutionelle Kunden und das Wholesale-Geschäft zuständig und wird als Vertriebsexpertin den Wachstumsplänen von Baillie Gifford in Deutschland einen weiteren Schub geben.
Hat sich Ihre Vertriebs- und Marketingplanung für 2020 infolge der Corona-Krise geändert, falls ja, in welcher Form?
Wenn man unseren Investmentansatz und die Unternehmenskultur ansieht, erklärt sich quasi von selbst, dass es keinen Anlass gibt, an den ebenfalls langfristigen Vertriebs- und Marketingplänen etwas zu ändern.
Welche Produkte bzw. Strategien empfehlen Sie Vertriebspartnern für das aktuelle Marktumfeld?
Diese schwierige Zeit verlangt von uns allen erst einmal, wieder etwas Demut zu lernen: Es gibt nun einmal Dinge, die wir nicht steuern können. Das lehrt uns auch, uns auf das Wesentliche zu besinnen und zu konzentrieren. Auf das Investieren bezogen, heißt das: Unternehmen und Geschäftsmodelle identifizieren, die auf Sicht von fünf bis zehn Jahren das Potenzial haben, ihren Sektor zu verändern. Viele dieser fundamentalen Entwicklungen haben sich in jüngster Zeit eher beschleunigt.
Wie kommen Sie im Marketing bzw. der Vertriebsbetreuung mit Heimarbeit zurecht?
Natürlich würden auch wir lieber wieder nach draußen gehen und uns mit unseren Kunden treffen oder auf Konferenzen Gedanken austauschen. Aber was die technische Seite angeht, sind wir mit Konferenz-Tools wie etwa Zoom und der Möglichkeit, via Cloud auf alle Dateien zugreifen zu können, gut aufgestellt und können alle Anfragen in gewohnter Weise beantworten.
Werden Sie Ihre Online-Betreuungskapazitäten (Video-Konferenzen, Webinare etc.) weiter ausbauen?
Der Stil unseres Hauses ist, sich nur zu Wort zu melden, wenn wir etwas zu sagen haben. Es mag also durchaus sein, dass wir weniger auffallen als andere. Aber auch wir nutzen längst moderne Kommunikationsmittel wie Podcasts und Webinare. Auf jeden Fall empfehlen kann ich unseren Blog. Dort finden Sie grundsätzliche Gedanken zum "echten" Investieren.